Wenn du etwas für deinen Nächsten tust, dann tue es aus Freude.
Der Vergleich von Franz von Assisi und Mutter Theresa:
Thema Nächstenliebe und Eigenliebe.
Elia
Anwesend sind Pierre, Karl und Anette.
Pierre: Bei mir ist es so,
dass ich die Menschen um mich herum sehr liebe,
aber es schiebt mich in den Hintergrund.
Trotzdem ist das Gefühl da: Es ist das Richtige.
Elia: Das ist eines deiner Gespenster!
Pierre, Nächstenliebe ist wunderbar!
Aber nicht ohne Eigenliebe!
Und ich will dir erklären, warum!
Und ich glaube, dass unsere anderen Freunde
auch davon profitieren werden.
Schau, da ist eine junge Frau.
Sie ist schwach, sie hat Probleme:
Manchmal neigt sie zum Jähzorn,
manchmal lügt sie auch
und manchmal ist sie einfach auch nur egoistisch.
Sie hatte es schwer,
sie hatte es sehr schwer als Kind.
Und dann ist da ein Mensch, der versteht das…
Er hat Mitleid, er versucht zu helfen.
Und er nimmt ihr ab, was immer er ihr abnehmen kann.
Es ist wahr!
Diese Frau hat ein Problem mit ihrer Kindheit:
Sie hat ein großes Defizit an Nächstenliebe.
Davon hat sie nicht viel!
Und wenn man genau hinschaut:
Dann liebt sie sich selbst auch nicht besonders.
Aber sie findet sich sehr wichtig!
Das ist ja auch schon was.
Und sie hat gelernt in ihrem Leben,
mit ihrer Schwäche zu arbeiten:
Wenn sie nur recht schwach ist
und recht oft ihre Schwäche zeigt,
dann wird ihr auch geholfen werden!
Und es wird geschehen, was sie sich wünscht.
Leicht und selbstverständlich.
Und ohne dass sie ein Opfer bringen muss!
Aus dieser Schwäche findet sie nicht heraus.
Es geht weiter so:
Der Mensch mit dem guten Herzen
hilft ihr und hilft ihr ein Leben lang.
Und sie bleibt so, wie sie ist!
Warum sollte sie Bücher über die Probleme in ihrer Kindheit lesen?
Und warum sollte sie Anstrengungen unternehmen,
ihren Jähzorn zu zügeln?
Warum?
Es gibt doch keinen Grund!
Sie bekommt doch, was sie braucht!
So geht das immer weiter.
Und es gibt einen anderen Fall:
Die gleiche Frau, das gleiche Problem.
Und sie findet wieder einen Menschen:
Der liebt sie auch und achtet sie auch und versteht sie auch…
Aber der sagt: Nein!
Nein, du darfst mich nicht so behandeln!
Nein, du darfst mich nicht anschreien!
Und nein!
Du darfst dich nicht nur um deine Probleme kümmern,
wenn du meine Frau bist!
Nein, du darfst nicht lieblos zu mir sein!
Das ist eine große Herausforderung für die Frau!
Was macht sie denn nun?
Jetzt muss sie sich ja entscheiden:
Sie muss sich entscheiden, entweder Wege zu finden,
ihre Schwäche zu überwinden
und in Stärke zu verwandeln!
Oder sich von diesem Mann trennen.
In jedem Fall wird sie eine Entscheidung über sich selbst treffen!
Was denkst du:
Welche der beiden Männer hatte die größere Nächstenliebe?
P: Der Zweite.
E. Ja, der Zweite.
Der Zweite hat es auf sich genommen!
Scheinbar weniger liebevoll zu sein…
Und gerade er hat am Liebevollsten gehandelt!
P: Es kommt ja auch darauf an, in welcher Absicht man so handelt!
Dass man extra nicht so liebevoll handelt!
Um sie auf den Weg zu bringen.
E: Nein, nein, es kommt auf das Ergebnis an!
Was will ich erreichen?
Ich will das Beste meines Nächsten erreichen!
Was ist denn das Beste?
Das Beste ist Hilfe zur Selbsthilfe!
Das ist wahre Hilfe!
Und nichts kann fataler sein,
als den Status quo zu erhalten!
Als immer, immer wieder die Rollen zu zementieren!
Der Eine gibt, der Andere nimmt?
So darf es nicht sein!
Das ist keine Nächstenliebe!!!
Nur aus dem Gleichgewicht der Wertigkeiten heraus
könnt ihr Liebe erleben!
Wer immer in der Helfer-Position ist,
wer immer der Geber ist!
Der erniedrigt den Anderen und beharrt darauf:
Dass dieser unter ihm stehen bleibt als Hilfesuchender,
als Schwächerer!
Wer aber als Helfer auch bereit ist,
die Rolle zu tauschen und zu sagen:
So, hier und heute und jetzt bitte hilfst du mir.
Der handelt in Wahrheit liebevoll.
Es ist so wichtig, der eigenen Motivation nachzuforschen!!!
Nicht alles, was gut scheint, ist gut.
Nicht alles, was schwach ist, ist schwach.
Es muss klug entschieden werden!
P: Aber dann geht doch die Rechnung
nicht auf mit der Mutter Theresa, die sich aufgeopfert hat…
E: Das ist wahr!
Mutter Theresa hat sich selbst versäumt!
Sie hat über viele Jahre mit einem bitteren Herzen
sich selbst gemieden, das war nicht gut.
Ihr sollt ja helfen!
Aber aus Freude, weil es euch gut tut!
Dann könnt ihr denen, denen ihr geholfen habt, danken!
Danke, dass ich dir helfen durfte,
das habe ich mit Spaß gemacht!
Danke, dass ich dich stützen durfte,
das hat mir gezeigt, wie stark ich bin!
P: Dann darf doch Albert Schweitzer auch „Danke“ sagen.
E: Ja.
Ich sage doch nicht, dass dieser Weg verkehrt ist.
Aber ihr braucht euer Gleichgewicht dabei.
Geht ihr und opfert ihr euch:
Dann beschämt ihr jene, für die ihr euch opfert!
Das ist es!
Wenn ihr helft, dann bitte so:
Dass jenen, denen ihr helft,
ihre Selbstachtung gewahrt
oder besser noch gefördert wird.
Das macht eure Hilfe nicht kleiner!
Aber das macht die, die eure Hilfe annehmen, größer!
Du sollst lieben, ja!
Wundervoll!
Aber dich auch!
Geh in die Welt und hilf!
Aber dann sing dabei gefälligst
ein fröhliches Lied oder pfeif es vor dich hin…
Verstehst du, was ich meine?
Schenk ihnen auch dein Lachen!
Schenk ihnen die Gewissheit,
dass es auch dir gut tut!
Weißt du, was du dann bewirken kannst?
Noch so viel!
Auch hier geht es darum, fröhlich zu sein!
Schau, du kennst die Geschichte von Franz von Assisi?
Das war ein fröhlicher Heiliger!
Der konnte lachen.
Der hat geholfen und gelacht.
Der hat seine Späße gemacht, der hatte Humor.
Er hat die Menschen geliebt und die Tiere geliebt
und die Welt geliebt und Gott geliebt.
Und sich selbst!
Und darum war es gut, was er getan hat!
Hast du die Mutter Theresa gesehen
in ihren letzten zwanzig Lebensjahren?
Hast du ihre Augen gesehen und ihren Mund?
Da war nicht viel Freude!
Es wäre gut gewesen, sie hätte gesagt, als ihr Rheuma kam:
Meine lieben Mitschwestern,
die Arbeit macht mir Schmerzen,
ich bin müde geworden.
Nun habe ich mich recht lieb und werde mein Alter genießen!
Und es wird mir eine Freude sein,
euch hin und wieder einen Rat zu geben, wenn ihr mögt.
Und ansonsten werde ich mein Leben lieben, so wie es ist.
Es wäre gut gewesen!
Aber so ist sie in ihrer Härte gegen sich selbst
zum Vorbild für so viele geworden!
Die es zum Anlass nehmen: Auch gegen sich selbst Hart zu sein.
Nächstenliebe als Strafe für die eigene Seele?
Das ist ein großes Geschwätz!
Nein, danke!
Ja, Pierre, ich danke dir für deine wundervollen Fragen.
Viele werden es lesen!
Und es ist gut, sehr gut so!