Schutzengel – Eine Zeitreise: Im Jahr 1937 tobte ein fürchterlicher Krieg in China.

Eine Zeitreise:
Im Jahr 1937 tobte ein fürchterlicher Krieg in China.

Die Japaner hatten Nanking eingenommen
und es kam zu einem unglaublichen Massaker
an der Zivilbevölkerung.

Schutzengelkontakt

Ich bitte meinen Guide, mich mit dem Engel von Inge zu verbinden.
Inge bittet um diesen Kontakt.

Ich bin in einer Landschaft,
die mich sehr an die Highlands in Schottland erinnert.

Von einem hohen, unbewaldeten Hügel schaue ich hinab
auf einen See, der den wolkenlosen Himmel spiegelt.

Ein Adler schreit über mir.
Ansonsten höre ich nur den Wind,
der über das hohe Gras geht.
Es ist eine fast körperlich spürbare Stille.

Doch plötzlich läuft ein Hund zu mir.
Freudig bellend begrüßt er mich!
Er springt um mich herum!
Bis schließlich eine Frauenstimme ruft
und er in deren Richtung zurück
hinter der Bergkuppe verschwindet.

Jetzt bin ich neugierig geworden
und gehe ihm nach.

Dort auf der anderen Seite des Hügels öffnet sich der Blick
für eine Talmulde.
Einige Rinder sind in der Ferne zu sehen.

Im Mittelpunkt des Tales stehen
ein kleines Haus und ein Stallgebäude.
Davor steht eine große, schlanke Frau,
die mit beiden Händen den Hund krault,
der mich hierher gelockt hat.

Sie winkt mir, zu ihr zu kommen.
Offensichtlich ist sie der Guide.
Ich bin schon etwas außer Atem, als ich sie endlich erreiche.

Das ist wirklich ein sehr kleiner Bauernhof,
hinter dem sich ein Bauerngarten ausbreitet.
Kohl steht dort und etwas Spinat, sogar ein paar Blumenstauden.

Aus einer der niedrigen Stalltüren schaut eine Ziege heraus,
neben der Tür steht ein Milcheimer aus grauem Metall.

Rechts neben der Tür des Wohnhauses
– das so klein ist, dass es sicherlich nicht mehr als drei Räume hat – sitzt die Frau.
Gekleidet in ein hellgraues, einfaches Baumwollkleid
und eine rosa gestreifte Schürze.

Das ehemals wohl kupferfarbene Haar zeigt erste graue Strähnen:
Es ist einfach gerade abgeschnitten
und mit zwei Spangen hinter den Ohren gehalten.

Die Augen sind fast türkisfarbig,
das Gesicht schmal mit für eine Frau
etwas zu stark ausgeprägter Nase.

Dies ist ein durch und durch gütiges Gesicht,
aber ein Schönes ist es nicht unbedingt.

Die Guidin lacht, als ich das schreibe!
Und fragt mich scherzhaft:
Ob ich es nicht etwas charmanter formulieren mag?

Aber dann sagt sie: Nein, lass es so, es ist wahr.
Ich war in diesem Leben nicht schön.

U. Du fühlst dich aber schön an, das wollte ich gerade schreiben!

G. Lachend: Ich weiß.
Obwohl du zu ehrlich bist: Sei herzlich Willkommen, Wanderin.
Möchtest du nicht Platz nehmen?
Wir haben viel Arbeit!

U. Ja, gern.

Sie lässt mich ein in ihr Haus.
Direkt vom Eingang aus betritt man eine Art Küche und Wohnraum.
Ein Kohleherd, der anscheinend mit Torf befeuert wird,
verbreitet einen angenehm würzigen Geruch.

Ein sehr altmodisches Sofa steht an der Wand
neben einem der kleinen Fenster.
Ein Tisch mit weißer Decke ist bereits für zwei Personen gedeckt, zwei Stühle stehen auch dort.

An der Wand hinter dem Sofa hängen einige Fotos
in Schwarz / Weiß und ein Zeitungsausschnitt.
Ein Schiff ist dort zu sehen in einem Hafen.
Der mir aber nicht bekannt ist.

G: Das ist Nanking, 1926.
Isobel hat es mir geschickt!
Damit ich mir vorstellen kann, wo sie wohnt.
Ah, ich überschlage das Wesentliche.

Ich bin Fiona in diesem Leben hier.
Inge, falls du mir einen anderen Namen geben möchtest,
darf du das gerne tun.

Hier waren wir Zwei Zuhause, wir waren Schwestern, du und ich.
Das hier war das Haus unserer Eltern und Großeltern.
„Irgendwo da draußen nördlich von Aberdeen!“

Das hast du immer gesagt!
Wenn uns jemand fragte, woher wir kommen.
Aber wir sind hier nicht aufgewachsen: Du und ich.

Sondern in London!
Wo unser Pa ein recht gut gehendes Tuchgeschäft hatte.
Nur im Sommer waren wir hier:
Du und Ian, unser älterer Bruder.
Unsere Ma nicht, sie war eine richtige englische Lady.

Und in den Highlands auch nur eine einzige Nacht zu leben,
war für sie so unvorstellbar!
Wie für dich: Auf dem Mond zu landen!

Aber so lange unser Dad lebte,
war es für uns Drei hier der Inbegriff der Freiheit!

Sommer: Das waren die Hügel
und die Luft, die nach wildem Majoran riecht und dem Meer.
Das war durch klare Bäche barfuß gehen!
Und das waren Pfannkuchen auf dem Torf-Ofen backen!

Vater war nie unzufrieden damit gewesen, in England zu leben.
Nicht: So lange er seinen Sommer
hier in seiner Heimat verbringen durfte.
Und er musste uns Kinder nicht lange bitten, ihn zu begleiten.

Sobald wir selbstständig genug waren,
kamen wir nur allzu gern mit ihm.
Denn unser Leben in England war uns hart!

Unsere Eltern legten Wert auf eine gute Bildung!
Ian kam als Junge selbstverständlich
an eine ausgezeichnete Privatschule.

Wir Zwei aber wurden in eine katholische Schule geschickt. 
Unsere Lehrer waren Nonnen!
Streng waren alle, gerecht nicht unbedingt.

Darunter litt ich sehr!
Denn mein Temperament und mein Drang, Dinge zu hinterfragen:
Die waren nicht sonderlich beliebt bei ihnen.
Und allein mein rotes Haar erregte ihren Unmut!

Du hingegen warst sanfter als ich und beeindruckbarer!
Vielleicht lag es daran, dass du mehr von unserer Mutter hattest.
Vielleicht aber auch!
Weil du mit einem tiefen Wunsch auf die Welt gekommen bist,
den diese Frauen dir zu weisen schienen:
Du wolltest in diesem Leben „EIN GUTER MENSCH“ sein!

Ah nein! Sag nicht, das sei lapidar!
Ich spreche vom Seelen-Streben!
Von dem, was die Seele als Wichtigstes zu erreichendes Ziel
in der Inkarnation anstrebt.

Du spürst das Ziel noch immer in dir, nicht wahr?
Meine liebe Schwester meiner Seele?

Weißt du: Wenn Ian und ich und du hier über die Hänge tobten,
wenn wir selbst gebaute Drachen steigen ließen
oder die Schafe unter nachgemachtem Wolfsgeheul
die Berge hochtrieben, weil wir eben „wilde Kinder“ waren!
Dann hast du gerne mitgemacht.
Wenn wir Possen spielten oder uns Gruselgeschichten erzählten:
Du warst dabei!

Und wenn wir abends unsere alten schottischen Lieder sangen:
Dann warst du Diejenige, die mit besonderer Anmut dazu tanzte.
Wie schön du dann warst!
Wir waren eben keine eineiigen Zwillinge.

Du hast allerdings manchmal lieber
da auf der Bank gesessen und den Wolken zugeschaut.
Stundenlang konntest du das tun!
Einmal fragte ich dich:
„Issy (so nannte ich dich), was suchst du da oben?
Warum starrst du da immer hoch?“

„Gott!“
Das war deine Antwort.
Und ich hab gelacht!
So lange, bis ich sah!
Dass dich mein Lachen so wütend machte,
dass es dir die Tränen in die Augen trieb.

Da hab ich mich geschämt
und mich ein wenig gefürchtet, weil ich spürte:
Da ist etwas zwischen uns, das ich nie überwinden würde,
so lange ich lebe!

Du hast Gott gesucht, weil die Nonnen dir sagten:
„Nur wer ihn hat, ist gut!“
Einmal – wir waren schon 16 (ja, Liebes, wir waren Zwillinge) –
hast du hier an diesem Tisch zu mir gesagt:
„Sag mal, denkst du eigentlich gar nicht darüber nach:
Dass Gott das Wichtigste im Leben ist?“

„Wieso, das ist doch klar, dass er der Wichtigste ist!“
Das habe ich geantwortet.

„Aber dann musst du doch was TUN!
Dann kannst du doch nicht einfach dein Leben verbummeln!“
Du hast dich richtig aufgeregt!

Ich: „Oh, Issy, lass mich mit deinem Missionseifer in Ruhe!
Wenn es Gott gibt, dann liebt er mich, wie ich bin!
Mehr brauche ich nicht zu wissen!“

Du: „Nein, das ist nicht so!
Das ist wirklich nicht so einfach!
Man muss SEHR GUT SEIN, damit er einen liebt.“

Du hast dich richtig ereifert.
Ich: „Wer sagt denn das?“

Da bist du aufgestanden
und hast mir ein kleines Traktat einer Missions-Gemeinschaft gezeigt, das du mitgenommen hattest.

Ich weigerte mich, das „Zeugs“ – wie ich es nannte – zu lesen!
Aber ich spürte:
Das, was zwischen uns stand, das wurde größer und größer!

Im Kriegswinter 1916 – wir waren beide gerade 18 Jahre alt –
fiel unser geliebter Bruder Ian in Belgien.

Für unsere ganze Familie war es so furchtbar!
Mutter weinte jeden Tag,
Vater wurde innerhalb weniger Wochen zum alten Mann!

Ich versuchte, mich abzulenken
– in dem ich mich so intensiv wie nur möglich
auf den Abschluss der Schule vorbereitete –
und zog mich ganz in mich selbst zurück.

Aber für dich war Ians Tod eine ungeheure Belastung!
Ian war nicht religiös!
Er war ein munterer, junger Mann,
der im Wesentlichen zwei Interessens-Schwerpunkte hatte:
Mädchen und Sport!

Du hattest auch ihn einmal versucht, zum „Glauben“ zu bringen!
Aber er hat dich einfach nicht Ernst genommen.

Jetzt machtest du dir die bittersten Vorwürfe!
Denn du warst sicher, dass Ian in der Hölle schmorte! 

Da konnte unser guter Pfarrer dir zureden, so viel er vermochte.
Nächtelang hab ich dich beten gehört,
dass Gott Erbarmen mit Ian haben sollte!

Bis es mir schließlich zu viel wurde und ich dir untersagte:
Weiterhin meine Nachtruhe mit deinen Litaneien zu stören!

Zwei Wochen später hast du uns eröffnet:
Dass du einem Kloster beizutreten wünschst.
Zwei Monate später gaben unsere Eltern den Kampf auf,
dich daran zu hindern.

Wenn du etwas wolltest – was selten genug vorkam –
dann wusstest du dich auch durchzusetzen!

Als du nur zwei Jahre später
– der verdammte Krieg war gerade vorbei –
deine Novizinnen-Zeit beendet hattest
und wir der feierlichen Weihung beiwohnen durften!

Da wusste ich:
Ich habe mein zweites Geschwister verloren!
Verloren an etwas, das ich einfach nicht verstehen konnte.

An einen Gott, der gute und junge Menschen
im Krieg einander hinschlachten lässt.
Und andere gute und junge Menschen hindert:
Zu sein, wer und was sie sind, damit sie ihn finden.

Versteh mich richtig: Ich war überzeugt davon, dass es Gott gab!
Ich sah und fühlte ihn ÜBERALL!
HIER DRAUSSEN!
Er war im Flug des Adlers,
im Wind,
in der Sonne,
in deinen Augen, wenn du lachtest,
in Mamas Umarmungen und
in Daddys Stimme, wenn er Balladen sang.

Aber das war anscheinend ein ganz anderer Gott als der:
Den du hattest.
Mir brach es das Herz, als ich dir dabei zusah:
Wie du „Christi Braut“ wurdest.

Und ich schäumte innerlich vor Wut,
als ich den „Verlobungsring“ an deinem Finger sah!

Du warst so hübsch und so warmherzig, so zärtlich und sanft:
Du wärest eine so wundervolle Ehefrau geworden
und eine so wundervolle Mutter!
Wieso raubte Gott dich deines Lebens?

Ach je!
Nun war das, was zwischen uns stand, zu groß geworden!
Hätte ich nur geschwiegen!

Aber ich konnte einfach nicht.
Und so wurde dies der Tag: An dem du Nonne wurdest!

Und ich – dein Zwilling – eine „Versucherin des Satans“ wurde!
Denn so hast du es zu mir gesagt.

Ich studierte Medizin!
Ich widmete mich ganz dem, was ich für NÖTIG hielt
in einer – wie ich fand – gefährlichen Welt!

Dabei lernte ich meinen Mann Geoffrey kennen,
den ich 1923 heiratete.
Du hast mich nie besucht!

Du hast mir aber weiterhin fromme Schriften geschickt,
die ich ungelesen in den Ofen warf.

Ich wollte keine Belehrung, ich wollte doch nur dich!

All meine Fragen in meinen Briefen danach,
wie es DIR gehe, was DU fühlst, was DU anstrebst:
Sie bekamen keine Antwort!
Nur Bekehrungs-Versuche…

Erst im Oktober 1926 kam der ersehnte Brief.
Darin dieser Zeitungsausschnitt
und die Nachricht, dass du sehr glücklich seist!

Weil du nun in der chinesischen Großstadt
in einer Missionsschule als Lehrerin tätig sein würdest.

Jetzt, da dein Wunsch
– Gut zu sein und Gott zu gefallen –
endlich einen scheinbar geeigneten Platz hatte:
Da schien der Spalt zwischen uns kleiner geworden zu sein.

Ein halbes Jahr waren unsere Briefe oft unterwegs!
Da überlegt man sich sehr genau, was man schreibt!

Ich erzählte dir von meinem Leben als Ärztin in Aberdeen.
Dann von meinen beiden Geburten,
von meiner Liebe zu meinem Mann und den Kindern.

Und von unseren Eltern und den Sorgen,
die mir ihre Gesundheit machte!
Darüber, dass beide anfingen, zu kränkeln.

Als sie durch deinen Weggang nach China
auch noch ihr zweites Kind für immer verloren hielten:
Das schrieb ich dir nicht!

Und du?
Von deiner Arbeit hast du geschrieben.
Von den Waisenmädchen:
Die ihr aufgesammelt habt in den Straßen von Nanking.

Von den Mitschwestern:
Die oft krank waren wegen des Klimas
und dem ungewöhnlichen Essen
und dem Heimweh.

Dann davon, dass du befördert wurdest
und nun junge Novizinnen auszubilden hättest.

Jeder Brief war mir traurig:
Denn in keinem fand ich meine Issy wieder!
Diese Briefe hätte auch irgendeine andere Nonne schreiben können.

Was ich jetzt erzähle:
Das erfuhr ich, als wir uns im Jenseits wiederfanden!

Im Jahr 1937 tobte ein fürchterlicher Krieg in China.
Die Japaner hatten Nanking eingenommen
und es kam zu einem unglaublichen Massaker
an der Zivilbevölkerung.

Du warst damals Lehrerin
für ältere Schülerinnen direkt in der Stadt:
13 dir anvertraute junge Frauen,
einige von ihnen schon in der weißen Novizinnen-Tracht.
Und du liebtest diese Mädchen und sie liebten dich.

Du gabst in Allen dein Bestes!
Die Meisten von ihnen waren seit Jahren in deiner Obhut.

Du hast ihnen Bildung gegeben und du hast sie deiner Ansicht nach
von den völlig verdrehten Vorstellungen ihrer Zivilisation befreit.

Das Wichtigste aber war deiner Meinung nach:
Dass du sie zu GUTEN CHRISTENMENSCHEN erzogen hast!

Denn etwas Besseres
– als Menschen davor zu bewahren, in die Hölle zu kommen –
konnte es deiner Ansicht nach nicht geben!

Und in die Hölle kamen viele!
So jedenfalls hatte man es dich gelehrt.
Und das warst du bereit, zu glauben.

An einem Abend wurde die kleine Schule
von japanischen Soldaten gestürmt!
Es gab keine Gegenwehr!

Die Fremden ermordeten den Koch und den Hausmeister!
Und sie vergewaltigten alle Frauen,
ohne auf ihr Alter Rücksicht zu nehmen!

Als sie keine Schätze im Haus fanden,
nahmen sie noch das wenige Geld mit und die Nahrungsmittel!
Und sie verschwanden,
nicht ohne vorher Feuer im Gebäude gelegt zu haben.

Ungeachtet deiner eigenen Schmerzen und Verletzungen
hast du versucht:
Deine Schülerinnen aus dem brennenden Haus zu bringen.

Als Letztes ein Mädchen,
das du wie kein Anderes kanntest und liebtest.

Du hattest die Kleine
– der du später den Namen Fiona als Erinnerung an mich gegeben hast –
auf der Straße gefunden.

Man hatte sie ausgesetzt,
weil sie ihren Eltern ein nutzloser Esser war!
Sie war da gerade erst 2 Jahre alt. 
Jetzt war sie 11.

Viele Mädchen fanden
– weil sie ihren Eltern weniger als Nichts waren –
den Tod schon als Kleinkind!

Die kleine Fiona fand dich.
Sie war dir in einer Weise ans Herz gewachsen:
Die sicher nicht weniger tief war
wie die Liebe einer Mutter zu ihrem Kind.

Diese Fiona liebte dich nicht weniger
und sie tat einfach ALLES, was du ihr sagtest.

Es war, als wäre jedes deiner Worte Gottes Wort.

Nun lag sie in deinen Armen und
schwere Brandwunden verunstalteten ihr Gesicht.
Aber am Schlimmsten waren wohl
die Verwundungen des Unterleibs.

Fassungslos sah sie dich an
und dann sagte sie mit ihren letzten Atemzügen:
„Mutter, ich sterbe als Sünderin!
Ich habe einem Mann gedient, ohne verheiratet zu sein.
Nun fahre ich in die Hölle.
Warum ist Gott so gnadenlos zu mir?“

Inge, das war viel schlimmer,
als es sich jetzt für dich liest.

Denn DU hattest ihr diesen Glauben beigebracht:
Der ihr jetzt, wo sie ihn am Dringendsten gebraucht hätte,
nichts half!
Sondern ihr den Frieden der Seele nahm!
Und DAS war dir klar!

Mit einem Schlag wurde er dir ganz klar:
Das, was du gepredigt hattest,
war NICHT gut und nicht wahr!
Wahrhaft Gutes muss unter ALLEN UMSTÄNDEN gut sein!

Du hast die Schrecken der Nacht selbst auch nicht überlebt!

Was bleibt in einer Seele, die solche Erfahrungen gemacht hat?
Eine Seele:
Die ihr ganzes Vertrauen auf das Wissen Anderer gesetzt hat?
Deren ganzer Glaube darin bestand,
den Glauben Anderer unhinterfragt zu übernehmen?

Ja, Liebe natürlich!
Es bleibt ihr gar nichts anderes übrig,
als in weiteren Leben nach einem Wissen und Glauben zu forschen:
Der im gelebten Leben Bewährung findet!
Und zwar in JEDER Situation!

Ja, so ist das!
Immer noch suchst du, was Gott ist und was Gott will!

Aber du suchst nicht mehr in den Wolkengebäuden Anderer,
sondern im Leben und in deinem Herzen.

Ich freue mich sehr, dass du schon so viel weiter gekommen bist,
als du damals warst.

Unterschätze nicht, wie wichtig diese Entwicklung für dich ist,
mein gutes Herz.

Aber es bleibt auch in diesem Leben die Sehnsucht 
– ein GUTER MENSCH zu sein – scheinbar NIE ausreichend befriedigt.

Damals war es nicht anders.
Eine Entlastung war es, wenn du zur Beichte gingst
und Absolution erhieltest.

Aber du selbst – deine innerste Wesenheit –
die wurde nicht entlastet. Die wurde unterdrückt!

Ich hatte durchaus Recht mit meiner Empfindung,
dass die Nonnen-Berufung nicht richtig war,
nicht deinem Wesen entsprach.

Alles, was ich so ganz besonders an dir liebte:
Es konnte nur noch eingeschränkt gelebt werden.

Deine Liebe zur Natur?
Unwichtig.

Deine Liebe zum Tanz?
Unwichtig.

Deine Liebe zum Theater?
Unwichtig.

Deine Liebe zur Schönheit?
Unwichtig.

Deine Kraft, zu lieben?
Reglementiert und verdreht.

Die Liste ließe sich so fortführen.
Ernst und ehrbar hattest du zu sein, um ein guter Mensch zu sein.

Ach, meine so sehr geliebte Seele!
Dabei suchst du, was du doch schon längst besitzt!

Du bist gut!
Verstehst du?
So, wie du bist, bist du gut!

Da ist niemand, dem du das beweisen musst!
Weder Menschen noch Gott.

Aber dir? Meinst du immer noch,
IRGEND WAS in dir könnte unheimlich sein,
sich verbergen, sich heimlich lösen
und dann hervorrufen, was du nur ahnst?

Liebe Inge, das Einzige, was nicht gut an dir ist,
ist eben die Angst:
Nicht gut genug zu sein!

Es gibt nichts, was Unheil und Strafe „verdient“ hätte.

Es gibt nichts, was zu verhindern hätte,
dass du in dein ganzes Ich kommst!

Außer der alten Angst davor, dass es genauso sein könnte!

Du bist eine gute Seele.
Natürlich noch nicht vollkommen, aber wem sage ich das?
Aber wer sagt: Dass jetzt schon Vollkommenheit von Menschenseelen erwartet wird?

Das höchste Maß an Vollkommenheit, die jetzt zu erreichen ist,
besteht darin, zu sein, was im Selbst schon ist:
Deine Lebensfreude, deine persönliche Bescheidenheit,
deine Zuversichts-Kraft, deine Durchsetzungs-Bereitschaft,
dein Mut, dich immer wieder auf Andere einzulassen.

So viel könnte ich aufzählen…

Aber du hast Angst davor: Angst, so groß zu sein, wie du schon bist.

Inge, das ist nicht deine Angst!
Das ist auch nicht die Art von Bescheidenheit,
von der ich dir sprach.

Das ist die Angst davor, all denen zu widersprechen,
deren Anforderungen an dich größer sind als die Möglichkeiten,
die in dir liegen.

Weißt du, DAS ist Gott fern, nicht du! 

Was immer du nimmst in der Schöpfung: Alles hat sein Wesen.

Und man darf nur erwarten, was im Wesen liegt! 
Käme ein Mensch auf die Idee, von einem Hund zu erwarten:
dass er fliegen kann?

Natürlich nicht, das wäre ja lächerlich!

Aber immer noch erwarten Menschen von ihrem Nächsten,
dass er genau DAS tut!

Eltern erwarten das von ihren Kindern,
Lehrer von ihren Schülern,
Priester von den Gläubigen,
Regierungen von den Bürgern!

Und wenn es ganz schlimm kommt, wird behauptet:
Gott verlange es von seinen Kindern!

Diese permanente Überforderung
prägt sich besonders in guten Seelen derart ein:
Dass schließlich sie selbst es sind,
die sich in ihren Erwartungen überfordern.

Sie muten sich selbst mehr zu, als in ihnen ist!

Mit dem Ergebnis: Trauer über sich selbst! 
Statt fröhlicher Dankbarkeit:
Ein Gefühl des Defizits und einer Schuld,
die nicht einmal benannt werden kann.

Weißt du, was ein Bewusstseins-Wandel der Menschen sein würde?
Wenn genau das aufhören würde!

Ein solcher Wandel würde große Veränderungen bewirken!

Denn weder würden Seelen ihre Gaben unterschätzen
noch in der Kompensation überschätzen.

Und Alles und Jeder fände seinen Platz
und seine ihm gemäße Aufgabe.

Gott zu suchen, kann nur erfolgreich sein,
wenn man sein Ich findet, Inge.

Wusstest du das?
Denn das ist ja eben der Träger dieses Funkens!

Gott in sich finden, in dem, was wirklich in einem ist!
Diesen Funken zu akzeptieren
– mag er Groß oder Klein sein –
das ist wahrhaft gut.

U. Ich danke dir, liebe Fiona,
und ich hoffe, dass deine Worte Inge Mut machen
und helfen, diesen Funken in sich zu finden.

F. Wenigstens ist es ein Anfang,
wenn es auch schwierig ist,
für sich selbst in den Frieden zu kommen,
ohne dass jemand hilft, zu klären, was im Dunkeln liegt.

U. Darf ich dir jetzt Inges Fragen stellen?

F. Natürlich gern.

U. Inge fragt, warum du ihr Guide bist.

F. lächelt.
Weil ich deine Seele darum gebeten habe, ehe sie inkarnierte.

Ich habe im letzten Leben so sehr darum gelitten,
dass du dein Ich aufgegeben hast, weil Andere dir sagten,
wie und was du zu sein hast.

Und doch hast du so sehr gehofft, dass du es schaffst,
dich gegen solche Überforderung zu wehren!

Man könnte auch sagen:
Weil ich dein ICH so liebe, dass ich ALLES tun will,
damit du es wieder findest, solange du inkarniert bist.

U. Inge fragt, was sie hindert,
zur Ruhe und zum Schlaf zu kommen,
dass sie kaum ausreichend Motivation hat und kaum Energie bleibt?

F. Liebes, weil deine Seele meint:
Traurig sein zu müssen über sich selbst
und über das eigene gelebte Leben!

Darum folgt der Körper nach und ist in einer depressiven Starre:
Du DARFST dich nicht an dir freuen!

Aber wer sagt das, mein gutes Herz?
Zum Einen sagen es deine Vorfahren,
zum Anderen immer noch deine Seele!

U. Inge fragt weiter, was hier ihre besondere Aufgabe ist?

F. Zum Frieden mit dir zurück zu finden!
Die Angst aufzulösen, dass du dich „verschuldest“,
sobald du dies tust!

Ja, Inge es geht NICHT um Andere!
Es geht NICHT darum, Andere zu retten oder zu belehren.

Doch, doch: So wichtig bist du!

U. Inge möchte wissen, mit welchen Altlasten aus früheren Zeiten
bzw. Leben sie zu tun hat und wie sie die auflösen kann.

F. Ich habe dir dazu genug gesagt.
Natürlich war auch die Inkarnation als Nonne
eine Folge anderer Inkarnationen.

Aber wichtig ist, dass du Eins verstehst:
Jede neue Inkarnation ist eine CHANCE und nicht Strafe!

Es gilt, die Chance wahrzunehmen,
Fehleinstellungen zu korrigieren.

Das ist sehr schwer und es braucht dazu Helfer,
denn die eigene Wahrnehmungsfähigkeit ist eben völlig verdreht.

Helfer bringe ich dir, ich tue es auch gerade jetzt wieder.

Aber ob du die Helfer annimmst, das kann ich nicht beeinflussen.
Diese Helfer können gütig und klug sein.

Aber ich habe dir auch solche geschickt,
die alles andere als das waren.
Weil ich hoffte, dass du so in deine gesunde Empörung kommst.

Eins ist mir sehr wichtig, meine liebe Inge:
Dass du verstehst, dass du NICHT allein bist mit der Aufgabe,
dich schätzen zu lernen.

Dass nicht nur ich daran arbeite,
sondern ich selbst auch nichts weiter bin als ein Werkzeug Gottes,
der letztlich bewirken wird, was er bewirken will:
DICH in deinem Wachstum als Seele zu stärken!

Gute Kräfte sind da!
Die „Erlaubnis“, zu wirken, muss allerdings von dir kommen,
indem du bereit bist, zu lernen.

Nein, eben nicht, was du zu TUN hast, sondern was du bist!

U. Zu welcher Seelenfamilie gehört Inge?

F. Zu den Lehrern.

U. Welches ist ihr Krafttier und wie kann sie damit arbeiten?

F. Du hast mehrere Krafttiere, Inge,
derzeit ist der Delfin sehr wichtig.

Was kannst du von ihm lernen?
Sich dem MEER hinzugeben!
Zu verstehen, dass du Willkommen bist, Inge!

Du bist wirklich Willkommen!
Erde und Himmel, Gott und Engel
haben von deinem ersten Atemzug an gesagt:
Willkommen, kleine Inge!

Es braucht also keine „Entschuldigungen“ mehr dafür,
dass du existierst!

Es war absolut berechtigt von dir, leben zu wollen!
Damit warst du ganz im Einklang mit Gottes Willen.

U. Fiona, ich danke dir sehr, aber ich habe eine Frage:
Warum lief Inge in meiner Seelenschau
von ihr auf so schmerzhaften Grund?

F. Das ist eine Ahnenlast der Frauen ihrer Sippe!

Sie meinen, dass Leben Leiden zu bedeuten hat!

U. Dann möchte ich mich jetzt von dir verabschieden,
ich wünsche dir ein wunderbares Sein.

F. Auf Wiedersehen, Uta!