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Verstorbene – Etwas zu wissen, ist eine Sache. Aber alles Wissen der Welt ist nichts wert, wenn es keine Weisheit des Herzens gibt.

Etwas zu wissen, ist eine Sache.
Aber alles Wissen der Welt ist nichts wert,
wenn es keine Weisheit des Herzens gibt.

Mehr und mehr habe ich den Eindruck,
dass Rainer nicht nur Anders war,
sondern dass er Besonders war.
Woher nimmt er nur das tiefe Verständnis für Menschliches?

Verstorbenenkontakt

Ich bitte meinen Guide, mich mit Rainer zu verbinden,
seine Mutter Hanne bittet um diesen Kontakt.

Rainer ist sofort da!
Sogar noch ehe ich mich ganz darauf eingestellt habe.
Er tritt gespannt von einem Fuß auf den Anderen,
dabei hält er etwas in der Hand.
Ein kleiner Anhänger von einem Schlüssel vermutlich…

Er strahlt mich an und sagt
(wobei ich seine Stimme anfangs etwas verwaschen wahrnehme,
was sich im Verlauf des Gesprächs aber schnell legt):

Rainer. Ich bin jetzt aber kein Kuschelbär mehr!
(Er lächelt dabei, als würde er einen Scherz machen.)

Uta. Warst du das?
Ein Kuschelbär?

R. Na klar!
Sagst du ihr einfach, dass ich jetzt völlig Okay bin?
Alles Okay hier (tippt sich dabei an die Stirn).

Liebe Hanne, ich möchte ihnen nicht zu nahe treten.

Vielleicht irre ich mich auch völlig, das kann schon sein.
Wenn es so ist, tut es mir leid.

Aber kann es sein, dass Rainer ein wenig behindert war?
Seine Art, zu denken, ist mir eigenartig…

So sehr! Viel mehr kommen zuerst seine Emotionen,
erst danach die Gedanken!
Vielleicht verwirrt mich das auch nur…

In jedem Fall nimmt er mich wirklich mit
in seine sehr emotionale Sicht der Dinge.

Und jetzt, wie er da vor mir steht,
ist er einfach nur voller Liebe und Freude!

Er nimmt mich sogar in die Arme, was mich wirklich sehr verblüfft!

R. Du brauchst das nicht so zu schreiben! 
Das stimmt schon!

Ich habe anders gedacht.
Und wenn ich aufgeregt war:
auch irgendwie komisch geredet!

Das weiß meine (er sagt nicht einfach Mamma,
aber ich bekomme den genauen Ausdruck nicht,
das Wort ist mir zärtlicher, verspielter).

U. Aber das ist jetzt weg?

R. Klaaaaaaaaaaar!
Ich bin jetzt klar!

U. Das ist toll für dich?

R. Hm… ich weiß nicht! 
Ich glaube, das ist aber eine Überraschung für alle.

U. Und du? Wie ist es für dich?

R. Das hab ich doch schon immer gewusst!
Ich hab immer richtig gedacht!

Nur dass ich die Worte manchmal nicht hatte
und dass es so lange gedauert hat: Bis sie aus mir raus kamen.

Manchmal kamen Falsche raus!
Dann habe ich mich geärgert.

Das ist jetzt anders!
Jetzt bin ich wie immer.
Wie immer schon!

U. Wie du immer schon INNEN warst?

R. Ja! (Er freut sich aufrichtig, weil ich ihn verstanden habe.)

U. Machst du dir Sorgen,
dass deine Leute dich nicht wieder erkennen könnten?

R. Nö!
Die fühlen das so…
Die kennen mich doch!

Meine Mama hat mich IMMER gefühlt.
Immer richtig!
Hier (tippt auf sein Herz), da ist alles drin, was man wissen muss!

U. Oh, du hast so Recht.

R. Ich bin weise.

U. Was?!

R. Ich bin weise! Ja!
Das war ich immer schon.
Ich will: Dass sie verstehen, warum ich so war.
Können wir es ihnen erklären?

U. Ja, natürlich!
Aber du weißt schon: Dass dies ein Trost-Reading ist?

Und wir vor Allem daran arbeiten müssen,
deinen Lieben Trost zu geben?

R. Das mach ich doch!
Ich will, dass sie das wissen, was ich jetzt weiß!

Das ist wichtig!
Sonst versteht keiner,
warum es so war!

Also: Warum ich so war.

U. Gut, dann erkläre es.

R. Ich wollte NIE! anders sein!
Das war gar nicht vorgesehen, ich wollte unbedingt so sein.

Ich war nämlich früher ganz anders!

U. Meinst du damit frühere, vergangene Leben?

R. Ja, andere Leben, ja!

U. Kennst du die schon alle?

R. Alle nicht, nur die vor mir.

U. Ah, die der Grund waren,
jetzt als Rainer ein wenig Anders geboren zu sein?

R. Ja!
Ich hatte da was verloren!

U. Was denn?

R. G.e.f.ü.h.l.e (er buchstabiert das Wort)!
Ich hatte Angst, zu fühlen!
Viel Angst!

Das ging so nicht weiter!
Ich hatte Angst:
Dass ich nicht gut fühle.

U. Oh je! Und da hast du beschlossen,
als Rainer ganz viel Gefühle zu haben?

R. Ja, das war mutig!
Ohne meine Mama hätte ich mich das nie getraut!

U. Ihr habt euch verabredet: Dass du ihr Sohn bist?

R. Ich, ihr Rainer!
Und sie, meine Mama.

Ja ha, Papa war nicht so schlimm für mich.

U. Nicht so schlimm oder nicht so wichtig?

Keine Antwort.

R. Schade, dass Weihnachten kein Schnee war,
aber Weihnachten ist schön.

Hast du Kekse gebacken?

U. Ja ha…

R. Butter, Vanille, Zucker und ganz viel Puderzucker
(er zeigt mir allerdings keine Kekse, sondern ein Lebkuchenhaus).

Sie kann traurig sein, wenn sie will.
Aber sie kann auch sagen:
Wir haben das alles gut gemacht!
Alle haben es gut gemacht mit dem Rainer!

Na ja, fast alle!

U. Jemand nicht?

R. Och, das ist egal!

Es fühlt sich allerdings nicht so an!
Der Rainer kann nicht flunkern.
So habe ich den Eindruck.

Das Gefühl, das er überträgt, ist eher so:
Dass ich den Eindruck habe,
dass ihm die Abweisung einer männlichen Person verletzt hat.

Ich bekomme keine Bilder zu diesem Abweisungs-Erlebnis.

Deshalb vermute ich:
Dass es eine gefühlte Wahrnehmung war,
die er gemacht hat, weniger eine erlebte.

Also äußerlich mag das Verhalten dieses Mannes
korrekt gewesen sein.

Doch ist mein Eindruck:
Dass Rainer das auf einer ganz anderen Ebene verstanden hat.

Dass man ihm nichts vormachen konnte! 
Dass er einfach genau spürte,
wie es im Herzen eines Menschen aussah.

Ich glaube, das war nicht leicht für ihn!
Aber ganz sicher auch nicht immer leicht für seine Erzieher.

Er hat schon Recht: Er ist weise!
Und ich denke, das war er schon zu Lebzeiten.

Etwas zu wissen, ist eine Sache!
Aber alles Wissen der Welt ist nichts wert,
wenn es keine Weisheit des Herzens gibt.

Mehr und mehr habe ich den Eindruck:
Dass Rainer nicht nur Anders war, sondern dass er Besonders war.

Woher nimmt er nur das tiefe Verständnis für Menschliches?
Er hört meine Gedanken und lächelt.

R. Früher war ich nur schlau, das war nichts.
Rainer war besser!
Ich bin gerne Rainer!

U. Du willst deiner Mutter noch was Wichtiges sagen.
Ich spüre es gerade!

R. Sie hat Angst, dass ich nicht mehr der bin, der ich war,
wenn wir uns wiedersehen.

Sie muss keine Angst haben, sie erkennt mich sofort:
gar nicht schlimm, ganz schön!

U. Du wirst ganz schön sein?

Rainer lacht herzlich.
Ich?

Nein, ich werde Rainer sein.
Ein bisschen schön vielleicht!
So viel, wie sie aushält!

Vielleicht werde ich auch ein Prinz sein,
dann erkennt sie mich gleich wieder!

(Er zeigt mir ein rot/weißes Gewand
mit viel Gold und großen Ärmeln.)

U. Na, ich weiß nicht, ob sie dich da wieder erkennt…

R. Rainer ist Rainer!

U. Ja, hast Recht!
Eine Mutter erkennt ihr Kind immer, egal, was es trägt.

Rainer, möchtest du noch Anderen als deiner Mutter etwas sagen?

R. Ich habe alle lieb, alle haben wir es gut gemacht.
Alle zusammen!

U: Ich habe leider keine Namen,
nach denen ich ihn fragen könnte.

Aber er spricht wirklich viele Personen an:
Eine ganze Gruppe, die sein Herz füllt, auch ein Mann.

Es ist nicht der, von dem ich vorhin sprach,
der immer etwas scheu mit ihm war oder er mit ihm.

Ich kann das nicht auseinander halten.
Aber diesem Mann gelten echte warme Gefühle und sehr viel Dank…

Er bedankt sich bei diesem Mann,
weil er sich um seine Mama gekümmert hat.

Und besonders ihm möchte er sagen,
dass er ihn lieb hat und dass er ein Kumpel ist.

(Entschuldigung, ich finde keinen anderen Ausdruck:
es kommt Kumpel! 
Und das scheint Rainer viel mehr zu sein als „Freund“.)

Immer wieder zeigt er mir eine blonde Frau.
Die wirkt auf mich recht ernst, wenn nicht gar gestresst.

Und er zeigt mir, wie er immer wieder versucht hat,
dass diese Frau nicht so „schmale Lippen“ macht (ernst guckt).

Er hat keine Angst vor ihr.
Überhaupt nicht!
Er hat Mitleid mit ihr: ein ganz tiefes, warmes Mitgefühl…

Der Rainer ist wirklich ein so erstaunlicher Mensch! 
Gäbe es auf Erden nur mehr Menschen wie ihn!

Wenn er mir seine Gefühle mitteilt:
Dann sind sie so tief, so wahr
und so völlig ohne jeden Eigennutz.

R. Du magst mich wohl?

U. Ja, Rainer, ich mag dich sehr gern!

R. lächelt: Ich dich vielleicht auch…

U. Ja, vielleicht?

R. Da muss man sich sehen (wieder tippt er auf sein Herz)!
Ich sehe dich da (scherzhaft).

U. Und was siehst du?

R. Statt einer Antwort klopft er mir auf die Schulter,
kommt dann ganz nah
und streichelt mit einem Finger mein Haar…

R. Du wirst du alt (das stimmt, meine Schläfen werden grau).
Da kannst du rote Farbe drauf machen!

U. Rot?
Ganz richtig Rot?

R. Ja! Rot und Weiß, das ist schön!

Der Rainer überrascht mich immer wieder.
Aber manchmal weiß ich nicht so recht,
wann er scherzt und wann nicht…

Manchmal fällt vielleicht Beides zusammen?

U. Rainer,
jetzt müssten wir aber doch etwas Tröstendes deiner Mutter sagen!
Findest du nicht?

R. Ich war da und das haben wir beide gut gemacht:
sie und ich.

Aber länger konnte ich wirklich nicht bleiben.
Das Herz hätte das auch nicht mehr gewollt.

U. Meinst du deine Gefühle?

R. Nein, das Herz! 
Das war so ein alter Kasten, kein gutes Modell!

U. Du wärst auch ohne Infektion gestorben?

R. Ja, aber erst nach Weihnachten!

U. Du bist Sylvester gestorben.
Hatte das einen Grund?

R. Ich wollte schon am 27.,
aber das ging noch nicht…

U. Was heißt: Du wolltest?

R. Das war der Vertrag!
Die Abmachung, die habe ich verlängert.

Es ist doch besser, wenn alle Abschied nehmen.
Ich habe meinen Körper noch ein bisschen da gelassen.

U. Da gelassen?
Und wo warst du?

R. Ich war manchmal schon fliegen!
Magst du so Achterbahnen?

U. Hm?
Nein…

R. Nein.
Das geht immer rauf und runter!
Nein!

Alle waren so…
Die hatten Angst
und die wollten nicht Angst haben!

Die wollten: Ich sollte nicht fliegen…

U. Ja…
Du musst da jetzt nicht in diese Situation gehen, Rainer!
Nicht, wenn sie dir weh tut.

R. Ich wollte sie nicht enttäuschen, ich habe ja gekämpft!

U. Ich spüre sehr stark,
dass du vor allem deine Mama nicht enttäuschen wolltest!

R. Nein, nie, nie!

U. Das hast du auch nicht, ganz bestimmt nicht!

Sie hat so ein schönes Gedicht für dich geschickt,
soll ich es dir vorlesen?

R. Ich kann doch lesen!
Ich bin doch nicht doof!

U. Ja…
Aber du bist ohne Körper, du kannst es in mir lesen…

Das Gedicht:
Ewig verbunden, bevor du starbst,
wohntest du in meinem Herzen,
nach dem Tod darfst du dort weiter wohnen.

Ich will auch weiter deine Mutter bleiben,
ich bin dir treu.

Aus meinem Herzen
und aus meinen Träumen schöpfe ich die Kraft.
Ich werde dich jetzt nicht im Stich lassen.

Du bist den Tod gestorben, in mir hast du aber überlebt.
Ich trage dich in meinem Herzen und das ist unendlich schwer,
denn ich möchte dich auch in meinem Herzen halten.

R. Ja, kuscheln? Geht nicht.

Aber ich bin nicht gestorben, das ist nicht wahr!
Ich bin doch da!
Nur ohne das…
Na ja: Modell… hm.

U. Es ist schwer für deine Mutter,
sie kann nicht mit dir reden wie ich…

R. Doch!
Das macht sie!
Aber sie hört mir nicht zu…
Das ist schwierig!

Manchmal bin ich auch ärgerlich geworden,
wenn man mich falsch verstanden hat, aber jetzt nicht mehr.

Sie hört nicht zu!
Ich antworte!

U. Hm, hm…
Vielleicht hat ihr noch Keiner gesagt, dass es geht…

R. Hm…

U. Bist du noch oft bei ihr?

R. Ja…
Aber nicht immer, ich muss ja auch lernen…

U. Warum willst du lernen?

R. Das ist schön,
das ist hier ganz leicht und ich will ihnen helfen! 
Sie brauchen noch einen Schutzengel…

U. Hm…
Willst du dich noch nützlich machen?

R. Hm: Helfen, nicht den Kopf hängen zu lassen!
Alles wird gut!

U. Du meinst da aber gerade nicht deine Mutter…

R. Wird alles gut!

Ich hab den Eindruck:
Dass es in der Familie derzeit Sorgen gibt,
wie es weiter gehen soll.
Kann das sein?

Also ich denke, dass Rainer solche Sorgen meint
und dass er ganz sicher ist:
Dass alles wieder ganz gut wird.

Er ist sehr stolz darauf, dass er das so weiter geben darf.

Üblicherweise schreibe ich gegen Ende des Readings,
wie ich eine Persönlichkeit wahrnehme.

Aber ich hoffe,
dass dies schon durch unser Gespräch klar geworden ist.

Rainer ist für mich einfach von einer einzigartigen Herzlichkeit:
tief und wahr
und sehr, sehr mitfühlend.

Dabei zeigt er auch einen schönen Sinn für Humor,
er weiß mich immer wieder zu überraschen.

Sicher hat es auch Anlässe gegeben,
die ihn richtig, richtig zornig machen konnten!

So wie er es mir zeigt, war das entweder:
Wenn er missverstanden wurde
oder wenn ihm etwas nicht so gelungen ist,
wie er es sich erhofft hat.

Aber dieser Zorn war wohl eher wie ein Sommergewitter,
das schnell aufzieht, aber auch schnell wieder abzieht.

Ich habe den Eindruck,
dass es einmal in seinem Leben ein Mädchen gab:
Das er sehr lieb hatte!

Ich fühle Schmerz an dieser Stelle, Traurigkeit.
Aber er scheint es überwunden zu haben.

Ansonsten hab ich den Eindruck,
dass Rainer wunderbar mit anderen Menschen harmoniert hat.

Dass er ein Mensch war, der hilfsbereit war, wo er nur konnte. 

Dass er aber auch verstand, sich abzugrenzen,
wenn er kein Vertrauen fassen konnte.

Überhaupt habe ich den Eindruck, dass er
– gerade, weil er sich so sehr auf seine Mitmenschen
innerlich einzufühlen vermochte –
auch immer wieder Phasen brauchte!

Um sich zurückzuziehen in seine ganz eigene, kleine Welt!

Was ich stark spüre:
Das ist ein großer Stolz auf das, was er geschafft hat!

Ich denke:
Er hat hart an sich gearbeitet, selbstständig zu sein
und wirklich das Beste aus sich herauszuholen.

Ich sehe eine kleine Teeküche.
Nichts Großartiges, aber es ist blitzblank hier!

Und falls er für diesen Raum zuständig war,
hat er das ganz großartig gemacht.

Er zeigt mir so viele – scheinbar ganz alltägliche – Dinge.

Zum Beispiel ist da ein Ordner mit Kontoauszügen:
sehr exakt!
Alles sauber und ordentlich verwahrt…

Es kommen sich überschlagende Bilder
und ich versuche, sie festzuhalten, so weit es geht.

Ich sehe ihn am Lenkrad eines Autos…
Ob er tatsächlich gefahren ist?
Das weiß ich nicht zu sagen.

Dann sehe ich eine Sprungschanze.
Aber im Sommer, jedenfalls liegt kein Schnee dort.

Jetzt sehe ich auf eine Lichterkette,
wie man sie zu Weihnachten in den Tannenbaum hängt.

Und er sortiert ganz seelenruhig die Lichter,
obwohl es ein rechtes Wirrwarr ist.

Nun sehe ich ihn in einer größeren Küche stehen,
in der Hand ein Nudelholz…

Als Nächstes sehe ich spielende Kinder,
die laufen aber schneller als er.

Er ist noch klein, er kommt nicht richtig nach.

Dann sehe ich viele Koffer, die stehen in einem Flur.
Das fühlt sich aber nicht so toll an.

Es hat eher etwas von Abschied,
etwas Angst,
etwas Traurigkeit.

Ich sehe ein Bild: viel Blau und etwas Rötliches,
das Motiv ist nicht genau zu erkennen.

Der Pinselstrich ist nicht gerade meisterhaft,
aber das Bild hängt an einer Wand und er freut sich darüber.

Jetzt sehe ich einen langen, gestrickten Schal,
der sieht selbstgestrickt aus.

Ich komm nicht ganz klar mit der Tatsache:
Dass dieser Schal manchmal ein Fan-Schal ist,
wie Fußballfans ihn tragen.

Und dann manchmal ist es ein ganz normaler Schal…

Dann kommt ein selbst gestrickter Pullover…

Ich glaube, den mochte er nicht anziehen, der kratzte.
Das hat er aber trotzdem gemacht.
Er war noch jung, als das war.

Jetzt sehe ich eine steile Treppe wie eine Dachbodentreppe.
Welche Bewandtnis die hat, kann ich nicht sagen…

Dann kommen Kartons.
Mehrere: Da ist Spielzeug drin, er freut sich, schaut hinein.

Als Letztes zeigt er mir eine Art Urkunde.
Etwas, das aussieht wie ein Gesellenbrief oder Ähnliches.

Irgend eine Prüfung scheint er geschafft zu haben,
auf die er sehr stolz ist.

Jetzt sehe ich aus einem großen Fenster hinaus
in einen Garten direkt auf ein Vogelhäuschen.

R. Die müssen bald Futter kriegen!

U. Aber es ist doch so ein warmer Winter, Rainer!

R. Die müssen bald Futter kriegen!

U. Na gut, danke für deinen Tipp.

Rainer, ich würde dir jetzt gerne die Fragen deiner Mutter stellen,
darf ich das?

R. Klar!
Jaaaaaaaa!

Ich höre, wie aus der Ferne eine Frauenstimme seinen Namen ruft. „Komme gleich!“ antwortet er.

Er ist in irgendeine Bastelsache vertieft
und will das anscheinend erst zu Ende bringen.

Ich glaube, er hat sich nicht so gerne stören lassen,
wenn er in etwas vertieft war.

U. Okay, können wir jetzt?

R. Hm, hm…

U. Deine Mutter fragt, ob es dir gut geht?

R. Jetzt geht’s mir gut.
Ich war manchmal traurig,
weil ihr so traurig wart.

Und ich hatte Angst,
dass ich dich enttäuscht habe.

Aber jetzt geht’s mir ganz gut.
Ganz, ganz richtig gut!

Wie Zuckerwatte…

U. Wer hat dich abgeholt?

(Er schaut mich ratlos an.
Rainer hat nicht das Erlebnis gehabt, abgeholt zu werden.

Er ist vor seinem letzten Atemzug schon einige Male
Drüben gewesen, sein Tod war einfach ein Da bleiben.)

U. Deine Mutter fragt, ob du merken konntest,
wer alles an deinem Krankenbett war?

Er überträgt mir ungenaue Eindrücke…

Er hat Sie wahrgenommen, einen Mann
und Jemand, der ihm nahe war wie ein Bruder.

Eine jüngere Frau.
Aber auch Einige, die wie Schatten für ihn waren.

Und ich weiß nicht, wem das zuzuordnen wäre
oder was er meint.

Er sagt: „Von der Arbeit gekommen.“

Ich bremse ihn hier,
denn er geht mir zu emotional da rein…

Es war nicht einfach für ihn,
er spürte die Sorgen um ihn fast körperlich.

Das war vermutlich die Achterbahn,
die er zu diesem Thema weiter oben angesprochen hat!

U. Deine Mutter fragt:
Ob sie eher mit dir zu einem Arzt hätte gehen sollen?

R. Das hätte nichts gebracht,
die Pillen haben nicht mehr geholfen.
Sie sagen das nicht!

Aber das war so:
Die haben nichts mehr geholfen,
das nimmt vielen den Körper.
Die sagen darüber nichts.

Aber ich weiß das, weil ich hier Freunde habe:
Da war es auch so.

Ich wollte doch sowieso Zuhause bleiben!
Das ist doch eine Achterbahn im Krankenhaus.

Aber das durftest du nicht, ich weiß das.

U. Wer ist jetzt alles bei dir?

R. Och, Alle!
Aber ich bin auch Zuhause!
Und dann will ich doch so viel lernen.

Ich soll dir sagen, dass es uns Allen gut geht!

Und sie (die ältere Dame) sagt:
Dass sie sehr stolz auf dich ist!
Du hast so viel geleistet.

U. Als Letztes soll ich dir sagen:
Dass sie dich sehr liebt!

R. Ich sie auch!
Sie ist meine Rettung gewesen!
Ohne meine Mama hätte ich wieder Angst vor Gefühlen gehabt!

U. Okay…
Rainer, jetzt wird’s Zeit,
dass wir von einander Abschied nehmen.

Möchtest du deiner Mutter noch was sagen?

R. Hm…
Ich will nur sagen, dass ich weiß:
Dass die Entscheidungen wegen mir
immer so schwierig für sie waren.

Sie hat alles richtig gemacht!
Es war alles so, wie es sein musste.

Und ihm möchte ich sagen:
Ich hab ihn auch sehr lieb
und er soll gut auf meine Mami aufpassen.

U. Gut, dann sag ich dir jetzt Tschüss, lieber Rainer!

Ich wünsche dir von Herzen ein wundervolles Sein…

R. Ja, danke.

Kannst du meiner Mama sagen, dass ich stolz auf sie bin?

Und dass ich sie verstehe?

Es muss ihr nichts Leid tun!
Alles war richtig!

U. Ja, mach ich…
Ist gut.
Tschüss.

R. Hm, hm…
Tschüss!