Doppelt

Verstorbene – Sterben ist wie das Niesen!

Sterben ist wie das Niesen!

Das war ja gar kein so richtiges Licht,
das war ja so ein Tunnel
und da drin war es hell.

Wir Verwandten sind zusammen, immer!
Wenn es auch nur Einen freut: 
schon sind wir zusammen.
Es ist so schön,
wenn du verstehst,
dass nichts umsonst gelitten war.

Verstorbenenkontakt

Ich bitte meinen Guide, mich mit Hertha zu verbinden.
Ihre Nichte Astrid bittet um diesen Kontakt.

Hertha ist sofort zur Stelle.
Sie trägt das Frotteekleid von dem Foto
und platzt geradezu in meine Praxis!

H: Ist das heiß, meine Güte, hast du Wasser?

Ach nein, Wasser ist auch schlecht, Pfefferminztee!
Pfefferminztee ist immer gut!

(Sie schwitzt ziemlich und wischt sich den Schweiß
mit einem weißen Taschentuch,
das einen Häkelrand hat, vom Gesicht.)

H: Hab ich noch von meiner Mutter.
Ich finde, man soll sich Andenken erhalten!

U: Ja, grüß dich, Hertha!
Schön, dass du so schnell da bist.

H: Ich hab doch gewartet!

U: Oh, ach so!
Aber sag mal: Wie kommt das denn, dass dir noch so heiß ist?

H: Du meinst: Weil ich doch im Himmel bin?
Ja…
Nein, ich schwitze ja gar nicht. 

Aber WENN ich geschwitzt hab, dann hat die Astrid mich nur so
(macht es vor) mit den Fingerspitzen angefasst,
aber sie hat mich dann so (macht es wieder vor)
gepustet oder so (macht sie wieder vor: gefächelt).

U: Das war aber lieb von der Astrid!
Aber sie war ja noch ganz klein,
ob sie sich daran noch erinnert?

H: Ja… Hm, aber ich erinnere mich doch!

U: Ja, da hast du Recht!
Und warum erinnerst du dich gerade daran?

H: Weils so schön war!!!

Sie ist eine ganz feine Seele!

Weißt du, als Kind:
Das war zwischen ihr und mir immer was ganz Besonderes…
Da war es so ganz eng…
Gut war das!

U: Weißt du, warum es so gut zwischen euch war?

H: Sie wedelt sich wieder etwas Luft zu,
dann lässt sie sich in einen
sehr altmodischen Gartenliege-Stuhl fallen
(gestreifter Stoff, das Gestell aus Holz),
streckt die Beine weit von sich und lächelt…

Ja, JETZT schon!
Jetzt weiß ich, was los war!

U: Was denn?

H: Ja, ich war in anderen Leben ihre Mutter!
Darum war es so!

Ich hab mich oft gefragt,
warum sie so ein Vertrauen zu mir hatte?
Warum ich sie beruhigen konnte,
wenn sie geweint hat, aber ihre Mutter nicht…

Jetzt weiß ich es!
Ist das denn jetzt schwierig für meine Astrid,
wenn sie das jetzt auch weiß?

Weil: Dann will ich nicht, dass du es schreibst!

U: Nein, nein, ich kenne die Astrid,
ich glaub eher, dass sie sich freuen wird…

Vielleicht hat sie es ja auch so gefühlt und sich gefragt,
warum das so ist…

H: Ja!
Es könnt schon sein.
Ja, ich glaub, es ist so!

Jetzt erst schaut sie sich bei mir um:
Die Bücher und Bilder
und dann der Garten, der Teich…

Du hast es aber schön hier!
Hier mag man aber gerne sein!
Muss ich jetzt über meinen Tod reden?

U: Nicht, wenn du nicht magst…

H: Ich dacht ja, ich hätte was mit der Verdauung!
Aber dann…
Hm…

Sie legt ihre Hände auf den ganzen Bauch
und reibt, als wenn sie da Schmerzen gehabt hätte…

U: Warst du überrascht?

H: Hm…
War so ähnlich wie Niesen…

Ich weiß jetzt gar nicht, wie ich das ausdrücken soll?
(Sieht sich Hilfe suchend um, als käme da jemand,
der ihr hilft, das in Worte zu fassen, was sie meint.)

Wenn!
Also wenn es dich eine Zeit lang so in der Nase kribbelt,
das kennst ja, oder?

U: Hm, hm…

H: Da merkst schon, da könnt jetzt was kommen…

U: Klar…

H: Aber: Da kommt nichts!

U: Ah so!

H: JAAAAAA, und dann kommt´s doch!
Zack!
So!

U: Aha, das hast jetzt aber wirklich toll erklärt! 
Jetzt versteh ich, wie es war…

H: Das war gut, dass die Astrid mir erklärt hat,
was mit mir los ist!
Ich hätte sonst GAR NICHTS verstanden!

Wer weiß, vielleicht läge ich immer noch da
und würd mich fragen:
Und was ist jetzt?
Wie geht’s jetzt weiter!?

U: Ja, dass wär ja blöd!

H: Ja, aber ich habs dann gesehen!

Das war ja gar kein so richtiges Licht,
das war ja so ein Tunnel! 
Und da drin war es hell, aber sie sind gekommen!

U: Wer denn?

H: ALLE, die ich lieb gehabt hab, alle:
Mensch und Tier!
Alle waren schon da!

U: Du fühlst dich noch ganz begeistert an…

H: Ja, was meinst denn, wie schön das ist?

U: Ganz schön, Hertha!

H: Ja, jetzt darfst du aber nicht traurig sein,
jeder darf das ja!

Wirst sehen, es ist genau wie niesen!
Ganz einfach!
Kochst du gern?

U: Sehr gern!

H: Kennst du das? 
(Zeigt mir verschiedene Gerichte,
am Längsten aber verweilt sie beim Anblick von Hefeknödeln,
die mit irgendwas gefüllt sind
und Pfannkuchen, dick mit Zucker bestreut.)

U: Mochtest du das gern?

H: Ich?
Ich mochte gerne Mon Cherie (die durfte sie nicht mehr?)!
Die Astrid mochte das so gerne!

Ob sie wohl wieder richtig isst?
Sie war ja sooooo dünn!

U: Hast noch nicht geschaut?

H: Na, GEFÜHLT, geschaut hab ich mich noch nicht getraut…

U: Ja, warum denn nicht?

H: Nicht, dass ich Heimweh krieg!

U: Ah so!

H: Ich hätte nie! ohne meine Familie sein können!
Niemals!
Ich hab sie alle so lieb gehabt!

U: Und für die, die du so lieb gehabt hast,
da hast du dann gekocht?

H: Ja, und gebacken auch!

Ja!
Ich hab schon früh aufgepasst,
dass keiner verhungert!
Das war schon so!

War eine schwere Zeit
und ich hab halt der Mutter was abgenommen,
wenn ich konnte.

U: Die Nachkriegszeit, meinst du das? 
(An dieser Stelle nehme ich sehr deutlich Traurigkeit wahr.)

H: Ich war nie traurig, weil ich helfen musste.
So war das nicht!
Aber dass wir fort mussten, das war so schwer!

U: Verstehe, ja, das war sicher schwer für dich,
aus der Heimat zu müssen.

H: Aber dann muss man sich eben eine neue Heimat suchen,
das ist ja so!

Man muss immer versuchen,
das Beste aus Allem zu machen!

Sie verändert jetzt das Umfeld.
Es ist Nacht und wir sitzen auf einem Balkon,
es ist ganz warm und die Sterne leuchten
und ganz in der Nähe singt eine Nachtigall.

H: Schön, nicht?

U: Ja, ganz schön!

H: Zum Schluss konnte ich nicht mal mehr die Blumen gießen! Warum soll man da noch bleiben wollen?

U: Dann wartet man aufs Niesen?

H: Genau!
(Langes Schweigen, nur der Gesang der Nachtigall.)

Dann: Hast du einen Führerschein?

U: Ja, aber ich mag nicht fahren!

H: Und warum nicht?!
Das ist doch schön!
So unabhängig!

Wollen wir Karten spielen?
Rommee, Canasta, Mau Mau?

U: Nein, nein, wir müssen schon ein bisschen arbeiten hier,
sonst verbummeln wir unsere Zeit…

Hertha lacht: Die verbummelt doch sowieso jeder!

U; Ich würde jetzt gern deinen Charakter beschreiben,
wenn ich darf?

H: Ja, das darfst du schon.
Warum auch nicht?

U: Danke, Hertha.

Ich habe das Gefühl,
einer ganz besonders liebevollen Seele zu begegnen!
Sie ist so eine Mischung aus Mitgefühl,
aber auch Lebensklugheit.

Sie ist einmal ganz zart und sensibel
und dann wieder ganz klar, ganz zupackend…

Und hinter all dem lässt sich
die wirklich tiefe Freude darüber empfinden,
dass sie jetzt in ihrem WIRKLICHEN Zuhause ist.

Ich glaube, sie hat sich nach nichts so sehr gesehnt
in ihrem Leben wie nach Geborgenheit.

Sie wirkt auf mich wie jemand sehr, sehr Warmherziges.
Durchaus auch Temperament und Begeisterungsfähigkeit.

Aber wenn man da vom Feuer spricht,
das in einer Seele brennt:
Dann müsste man Hertha mit dem ruhigen,
stillen Herdfeuer vergleichen,
das alle versucht, zu wärmen und zu nähren.

Nicht, weil sie MUSS.
Nicht, weil ihr die Pflicht über Alles geht,
sondern weil sie liebt, was sie tut!

Aber immer, wenn ich das Ende ihres Lebens streife
(und ich fürchte, das war eine längere Leidenszeit),
dann zieht sie ihre Aufmerksamkeit ab.

Sie will sich da nicht erinnern
und deshalb dränge ich auch nicht weiter in sie.

Kann es sein,
dass sie in ihrem Leben starke Existenzängste leiden musste?

Auch das ist so ein Thema:
Da winkt sie ab, schiebt es weg,
dann lässt sie mich lieber wieder die Nachtigall hören.

Vielleicht war das so ihre Art,
mit Unangenehmen fertig zu werden.

Dass sie an sich eher Eine war:
Die zupackte, die half,
die Dinge des Lebens wieder in Ordnung zu bringen,
das erlebe ich hier deutlich.

Teilweise ist sie da richtig bestimmend,
das läuft hier schon zu weiten Teilen so,
wie sie es will!
Und das, was sie nicht besprochen haben will:
Da wird eben das Thema gewechselt…

Damit will ich keineswegs sagen,
sie sei gegenüber den Ideen Anderer intolerant,
ganz im Gegenteil!

Sie ist sehr offen auch für meine Arbeit.
Selten werde ich so einfach und herzlich willkommen geheißen…

Gerade das ist etwas ganz Besonderes an ihr.

Aber was sie nicht will, das macht sie nicht,
jedenfalls nicht hier bei mir.

Dabei ist sie aber von einer
scheinbar ganz essenziellen Mütterlichkeit.

Nicht süßlich, sondern im Sinn
einer starken und zupackenden Mütterlichkeit.

Aber ich glaube, dass sie sich darüber selbst vergessen hat.
Mir ist so, als würde sie ständig IHRS herabspielen!
Das Leid, das sie trug: nicht so wichtig! 
Die Sehnsucht, die sie litt: nicht so wichtig!
Das geht dauernd so.

Aber auf der anderen Seite
scheint sie jemand gewesen zu sein:
Der einem Menschen an der Nasenspitze ansehen konnte,
was er gerade fühlte.

Mehrmals während des Readings geht sie auf MICH ein.
Ich möchte darüber aber nicht schreiben,
weil es mir zu privat ist.

Vielleicht war auch das Teil ihrer Eigenart,
dass sie die Herzen der Menschen öffnen konnte:
einfach so ohne viele Worte.

Ich habe den Eindruck,
dass sie eine starke emotionale Intelligenz besaß.

Sie war durchaus klug!
Und nur durch hartnäckiges Nachfragen erfahre ich:
Wie sehr sie es bedauert hat,
keine höhere Ausbildung bekommen zu haben.

Ich bekomme immer wieder das Wort Krankenschwester.

War sie das oder wäre sie es gerne gewesen?
Das bekomme ich nicht klar.

Ich glaube, dass Hertha sich wenig um Formen scherte!

Was zählte, war der „Inhalt“!
Seien es Menschen, Tiere oder Dinge.
Das Äußere, das war gar nicht so wichtig!

Ich bekomme eine Szene, die ist etwas seltsam!

Da deckt eine ältere Frau den Tisch
(ich bekomme Schwiegermutter).

Und zwar SEHR! sorgfältig
und Hertha kann es sich nicht verkneifen,
in einem unbeobachteten Augenblick
alles ein wenig aus der Linie zu bringen.

Dennoch bin ich sicher,
dass Hertha sehr, sehr verantwortungsbewusst war
und eher bereit gewesen wäre:
ihr Wohl zu opfern, als gegen ihr Gewissen zu handeln.

Was Andere taten, das war ihr da eher egal!

Aber sie selbst legte sehr großen Wert darauf,
mit sich selbst im Reinen zu sein.

Wenn ich mir anschaue, wie Hertha auf mich wirkt,
dann bin ich mir sicher!

So wie mir ist es vielen Anderen gegangen! 
Sie wirkt einfach auf Anhieb sympathisch.
Dabei aber völlig uneitel…

Ob sie sich ihres wahren Wertes immer bewusst war?

Ich habe den Eindruck:
mit Einschränkungen.

Gab es da so ein Ungewürdigt sein
in einer Beziehung zu einem Mann?

Es tut ihr weh!
Aber auch das wieder ein Punkt,
an den sie mich nicht näher heran lässt!

Insgesamt würde ich sagen, dies war eine große Frau:
mitfühlend, tatkräftig und würdevoll!
Aber sie hat es nicht gewusst.

Die letzte Zeit ihres Lebens:
Gab es da Eintrübungen des Bewusstseins?

Immer, wenn ich mich dem nähere,
dann habe ich ein unrealistisches Gefühl…
Als sei das alles gar nicht in ihr Bewusstsein vorgedrungen.

U: Danke, liebe Hertha!
Magst du mir vielleicht noch ein paar Bilder geben?

Ohne zu antworten, legt sie gleich los!

Zuerst zeigt sie mir einen Schuhkarton,
da ist ein roter Elefant drauf
und in Seidenpapier eingewickelt ein Kinderschuh.
Dazu bekomme ich das Gefühl von Freude und Stolz.

Als Nächstes sehe ich ein größeres, aber altmodisches Auto.
Aber ich habe nicht das Gefühl, dass sie es fahren durfte,
sondern „Er“.

Und dass sie durch einen Kreditvertrag in ziemliche Bedrängnis kam
(oder sie so hart dafür gespart hat).
Jedenfalls kam ihr persönlich diese Anschaffung „Teuer zu stehen“!
Kann das sein?

Jetzt stehe ich vor einem Arztschild, darauf steht „Frauenarzt“,
sie geht relativ gelassen in den Eingang daneben. 
Aber als sie herauskommt, ist ihr zum Weinen.

Ich sehe jetzt ein Ziegelgebäude, roter Backstein.
Ob das überhaupt dazu gehört, scheint mir fraglich.

Mich erinnert es an ein Gebäude,
das ich in Bremen einmal gesehen habe.
Ich weiß nicht mehr genau, was das war.
Ich glaube, ein Rathaus oder etwas ähnlich Amtliches.

Jetzt zeigt sie mir zwei spielende kleine, graue Kätzchen,
die sich um einen Ball balgen.

Ich höre sie lachen dazu:
ein ganz helles, ganz natürliches Lachen.

Jetzt sehe ich nichts weiter als eine Art Weidefläche,
aber die ist völlig zertreten,
als wären tausend Füße bei Regenwetter darüber gelaufen.

Ich vermute, das hat etwas mit Flucht zu tun. 
Mussten die Menschen draußen kampieren?

H: An Sicherheit konnte ich nicht mehr glauben,
nur hoffen!
Aber das ist nicht das Gleiche.

Ein winzig kleines Zimmer, ein Bett,
in dem zwei Menschen liegen,
aber es sind auch noch Andere in dem Raum.

Kann es sein?
Dass ihre Anfangsjahre im Westen
von einer für uns heute unvorstellbaren Enge des Wohnens gezeichnet waren, aus der sie versuchte, sehr früh auszubrechen?
Sie ist stolz darauf.

Dann scheint es wieder zurück zu gehen zeitlich.

Ich denke, es ist Kriegszeit.
Das ist ein Bahnhof und ich spüre:
Wie sehr, sehr traurig sie ist, sie weint und weint…

Da war die Kindheit zu Ende, bekomme ich…

Eine Waschschüssel zeigt sie mir jetzt
und es wird sich mit kaltem Wasser gewaschen.

Die Schüssel ist weiß
mit angesprungenem blauen Rand.

Eine alte Frau sehe ich,
sie ist sehr gebrechlich und Hertha hebt sie aus ihrem Sessel.

Schwer war ihr das, aber sie macht das
und ist trotz der Last sehr lieb zu der Alten.

Jetzt verstehe ich ein Bild nicht:
Zuerst sehe ich ein Schwein, dann dich.

Dann bin ich in einem Metzgerladen. 
Keine Emotionen dazu, nur die Bilder ohne Erklärung.

Jetzt bin ich in einer Kirche, anscheinend eine Taufe
und Hertha hält das Baby…
Sie ist soooo stolz darauf!

Sie ist hier nicht die Mutter, ich denke, sie ist Patin.

Ein Kino, ein Aushang
und an der Kasse gibt es ein richtiges Gedränge!

Ich schaue, was da gespielt wird:
Sissi!

Als letztes Bild sehe ich zwei Mädchen mit Zöpfen,
die nehmen sich Hand in Hand (eine ist deutlich größer)
und so hüpfen sie über einen Weg…

Dann sehe ich noch ein Stück Asphalt,
darauf sind mit Kreide Quadrate mit Zahlen gemalt
und wieder hüpfende Mädchenbeine.

(Der Einen ging immer der Zopf auf,
die Andere hat ihn nachgeflochten, damit es keinen Ärger gibt.
Ich spüre viel Liebe zwischen diesen beiden Mädchen.)

H: Ja, und Astrid wollte Gummi-Twist spielen!
Es bleibt alles in der Familie! (Lacht.)

Ich war ihre Vertraute, weißt du?
Wer hat dich aufgeklärt?

U: Mich?
Die Lehrerin und ein Buch…

H: Das ist nicht schön, schöner ist es in der Familie!
(Hier bekomme ich eine Szene,
da hast du anscheinend starke Menses Schmerzen
und die Hertha bemuttert dich, aber so lieb!!!!)

U: Vielen Dank, liebe Hertha.
Ich würde jetzt gerne die Fragen von Astrid stellen,
wenn ich darf…

H: Ja, wenn ich schon da bin!

U: Astrid fragt, wie du dich im Jenseits fühlst.

H: Frei bin ich!
So frei!

Ich hab alles wieder, was ich verloren hab!
Es ist nichts weg, gar nichts,
alles ist da und ich lieb das hier!

So schnell mag ich nicht wieder zurück.
Nein, ich bleib und ruh mich aus!

Weißt, es war schon schwer!
Am Schwersten wars für mich,
eine Last zu sein, dass wollt ich doch nie!

U: Astrid möchte wissen,
ob du eine Verbindung mit deinen Angehörigen hast?

H: Ja, wir sind zusammen!

Immer, wenn es auch nur Einen freut:
Schon sind wir zusammen!

Es ist so schön, wenn du verstehst:
das nichts umsonst gelitten war.
Es ist so schön hier!

U: Die Astrid möchte wissen,
ob du befreit bist von Schmerzen und Ängsten…

H: Das kenne ich nicht!

U: Na?

H: Wars so schlimm?
(Bezieht sich auf ihre Krankheit am Ende.)

U: Scheint so.
Erinnerst du das noch nicht?

H: Muss ich denn?

U: Nein…

H: Ja, dann will ich’s auch nicht!

U: Zu welcher Seelengruppe gehörst du?

H: Was ist das?

U: Oh, auf welcher Ebene bist du, weißt du das?

H: Dein Engel sagt: auf Zwei.
Aber ich weiß es nicht.
Was bedeutet das?

U: Das bedeutet:
Dass noch sehr, sehr viel Wunderschönes vor dir liegt!

H: Ja, was denn sonst (lacht), möchtest du ein Mon Cherie?
(Bietet mir eines an.)

U: Nein, Danke schön, liebe Hertha.

Konnte dir die Astrid helfen, als du gestorben bist?
Dass du den Weg ins Licht findest?

H: Ja, da war ich froh!

Das war gut, ich kannte mich da gar nicht aus,
das war nicht schön.

Sag der Astrid:
Ich hab sie so lieb und ich vergesse ihr das nie!

U: Kannst du der Astrid eine Lebenshilfe geben?

H: Na, eigentlich weißt du doch längst viel mehr als ich.

Aber Eines will ich dir sagen!
Astrid, in unserer Familie gab es immer Frauen:
die wollten, dass sich die Dinge und die Menschen so fügen,
wie es richtig ist.

Das ist in Ordnung.
Aber wenn es nicht geht!
Dann fängt man an, etwas zu erzwingen und das ist nie gut!

Das weiß ich heute.
Es gibt Dinge, da muss man aufgeben!
Verstehst du?

Du gibst nicht dich auf, nur das, was eben nicht geht!

U: Deine Schwester Maria trägt deinen Ehering
als Zeichen deiner Liebe.

H: Ich hab sie so lieb!
Ich hab sie immer lieb gehabt!

Und wenn sie eines Tages zu uns kommt,
dann bin ich ganz vorne, ich bin ganz nah.

Auch wenn es ans Sterben geht,
ich bin da und halte deine Hand.

Wir Zwei lassen uns nicht los, das verspreche ich dir.

Und du weißt doch, ich habs immer gesagt:
Was man verspricht, das muss man auch halten!

(Während der ganzen Zeit, in der sie zur Maria spricht,
zeigt sie mir eine Puppe.
Die hat aber keine echten Haare,
sondern so gemalte und der Puppe ist der Arm ab.)

Ich hör Weinen im Hintergrund und dann sagt Hertha:
Ist doch nicht so schlimm, wird alles wieder gut!
Sie möchte, dass sich Maria daran erinnert.

U: Ich danke dir sehr, liebe Hertha,
und wünsche dir ein wundervolles Sein.

H: Ich dank dir auch.
Das war schön so.
Sagst du ihnen:
Ich glaub, ich trau mich jetzt doch,
ihnen auch zu zuschauen!

Und sag ihnen vielen Dank für ihre Hilfe!
Ich hätt es nicht ohne sie so gut geschafft,
zu sterben.

Und sag ihnen:
Ich weiß, wie viele Sorgen sie sich um mich gemacht haben,
das tut mir sehr leid.

Darf ich auch um was bitten?

U: Na klar!

H: Ich hab Weihnachten immer so gern gehabt! 
Macht ihr Weihnachten eine Kerze nur für mich an?
Ich könnt dann mit euch feiern, solange sie brennt.

U: Das machen sie ganz bestimmt.
Auf Wiedersehen, liebe Hertha!

H: Ja?
Ich glaub, dann geh ich jetzt…