Partnerschaft

Gastbeitrag – Der Wert der Partnerschaft in unserer heutigen Gesellschaft. Ein Beitrag aus unserem früheren Forum.

Der Wert der Partnerschaft in unserer heutigen Gesellschaft!
Ein Beitrag aus unserem früheren Forum.

Kerstin schreibt:
Hallo,
am 08.10.
erlitt der Lebensgefährte meine Mutter einen Schlaganfall,
am 13.10. verstarb er.
Wir besuchten ihn jeden Tag auf der Intensivstation,
streichelten ihn, redeten ihm gut zu und waren froh,
bei ihm sein zu dürfen.

Alles geschah so unerwartet!

Er war immer munter und arbeitete noch am 8.10 im Garten,
wir können den plötzlichen Tod nicht verstehen.
Da er nie krank war, alles so plötzlich kam,
ist kein Testament vorhanden.

Für meine Mutter bedeutetet es, dass sie ausziehen muss.
Darüber ist sie auch froh.
Allein im 2-Familienhaus mit den ganzen Erinnerungen…

Ab Januar ziehen wir (mein Freund und ich)
mit ihr in ein 1-Familienhaus.

Bereits 1 Tag nach dem Tod erschien ein “Freund”
aus dem Tauben-Verein und nahm sich Brieftauben mit.
Ein Nachbar möchte die teuren Fische
aus dem Gartenteich geschenkt haben…

So sieht also die Hilfe der Leute aus,
damit meine Mutter nicht so viel Arbeit mit den Tieren hat.

Der Anwalt riet uns:
Alles, was meiner Mutter gehört, beiseite zu schaffen,
ehe der Nachlassverwalter eine Bestandsliste macht.

Nun trat das ein, was Max nie gewollt hätte: 
Meine Mutter muss nach 18 gemeinsamen Jahren zusehen,
dass sie ihre Sachen
und die Erinnerungsstücke fast wie ein Dieb beiseite schafft.

Uns belastet diese Situation sehr.
Richtige Trauerbewältigung werden wir erst nach dem Umzug
in das gemeinsame Haus vornehmen können.
Welche Erfahrungen habt ihr gemacht?
Gruß
Kerstin

PS: Nicht das Missverständnisse aufkommen.
Es geht mir nicht darum, dass meine Mutter nichts erbt.
Der Anwalt sagte, meine Mutter soll innerhalb von 3 Monaten ausziehen und sich um nichts mehr kümmern
(Strom, Versicherungen, Garten).
Die Post wird sich stapeln, der Garten verwildern usw.
Es zerreißt einem das Herz, wenn man mitbekommt,
wie sein Lebenswerk verkommt.
Kerstin

Heidi antwortet:
Liebe Kerstin!
Mein aufrichtiges Mitgefühl für dich und deine Angehörigen.
Zu der Sache mit dem Anwalt und dem Erbe
kann ich dir leider nicht viel sagen.
Es ist schlimm, wenn man seine eigenen Erinnerungen retten muss.
Und du hast Recht:
Die Trauer wird dadurch erst mal beiseite geschoben.
Und wenn dann deine Mutter zur Ruhe kommt,
dann wird sie davon völlig überwältigt werden.

Gibt es denn keine andere Lösung?
Das hört sich so nach verordneter Flucht an,
weil sie alles verlassen soll, ohne sich darum zu kümmern.
Gibt es nicht Dinge, die sie in 18 gemeinsamen Jahren
zusammen erschaffen haben,
die sie nicht einfach so zurücklassen muss?

Sind keine Verwandten da, mit denen sie das klären kann?
Also die, denen anscheinend das Erbe zusteht?
Ich hoffe, ihr findet einen Weg der für alle Beteiligten fair ist,
denn letztendlich geht es doch um den Verlust eines Menschen…
Alles Liebe, Heidi.

Kerstin antwortet:
Hallo Heidi, vielen Dank für deine liebe Antwort.
So weit wir wissen, wird eine Cousine oder ihre 4 Kinder erben.
Der letzte Kontakt zu der Cousine war vor 10 Jahren,
eine aktuelle Anschrift ist uns aber nicht bekannt.

Meine Mutter möchte aber auch aus dem großen Haus raus.
So allein dort ist es auch nicht schön für sie.

Ich besuche sie fast täglich,
die Nachbarn kümmern sich zum Glück auch um sie!
Aber dauerhaft ist es da allein nicht gut für sie.
Sie freut sich schon sehr auf unser gemeinsames Haus.

Wir ziehen auch nur 2 Dörfer weiter.
Dort ist eine bessere Verkehrsanbindung
und sie kann jederzeit mit meinem Auto zum Grab fahren.

Am Schlimmsten finde ich:
Dass Einige möglichst umsonst nun Sachen wollen.
Dazu kommentiert jeder ungefragt das Thema fehlendes Testament.

Warum können die Einen nicht einfach in Ruhe lassen?
Das der Wert von Menschen
nach deren Hinterlassenschaft berechnet wird,
ist schon erschreckend.
Gruß
Kerstin

Hajo antwortet:
Liebe Kerstin, Mein Beileid dir und deiner Mutter.

Aber genau das ist das Problem,
das wir auch unter unserer Seite
zum Thema Ehe und Partnerschaft angegeben haben.

Diese Gesellschaft, in der wir leben,
kennt gegenüber Partnerschaften kein Pardon!

Darf ich dich fragen, ob wir deinen Beitrag auf unserer Seite
unter dem Kennwort Ehe und Partnerschaften eintragen können?

Alles Liebe dir
Hajo

Kerstin antwortet:
Hallo Hajo, bin mit damit einverstanden, dass mein Beitrag
beim Thema Ehe und Partnerschaft angegeben wird.

Um überhaupt die Bestattung in Auftrag geben zu dürfen,
mussten wir sofort seine Scheidungsurkunde raussuchen.

Wenige Stunden nach dem Tod gleich seine Unterlagen “durchzuwühlen”, war uns unangenehm.
In einer Partnerschaft erlöschen scheinbar alle Rechte
mit dem Tod eines Partners.

Dabei ist es doch verständlich, dass reifere Menschen
nach einer üblen Scheidung nicht mehr heiraten möchten.
Gruß
Kerstin