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Verstorbene – über das Fremd sein: Ich habe zwei Heimaten gehabt und zwei Kulturen und zwei Wirklichkeiten!

Ich habe zwei Heimaten gehabt
und zwei Kulturen
und zwei Wirklichkeiten!

Ich war ein Pendler! 
Und ich habe nicht mehr versucht,
beide Seiten zu leben und sie zu verbinden.
Ich habe versucht, immer ganz in der zu sein,
in der ich gerade gefordert wurde.
Aber so was geht nicht,
ohne dass man anfängt, zu verschweigen.
Auf keiner Seite geht das!

Verstorbenenkontakt

Ich bitte meinen Guide, mich mit Ikbal zu verbinden.
Ikbal wurde in der Türkei geboren.
Seine Frau Anna bittet um Kontakt.

Ikbal ist sehr schnell bei mir, ich muss ihn nicht lange bitten.
Das Erste, was ich wahrnehme, ist:
Dass er einen Blumenstrauß in der Hand hält.
Er hält ihn so hoch, dass ich nur seine Augen darüber sehe,
als wolle er sich scherzhafter weise hinter den Blumen verstecken.
Dann schaut er lächelnd dahinter hervor.

U: Hallo, Ikbal…
Sind die Blumen für mich?

I: Nein, nein, das musst du verstehen, die sind für sie!
Entschuldigung.

U: Du musst dich doch nicht bei mir entschuldigen!

I: Nicht bei dir…
Nicht bei dir!
Wie würdest du mich nennen?
Einen Aufschneider: So würdest du mich nennen!

Sag ihr, sag ihr aus der Mitte meines Herzens: Es tut mir leid!

U: Das sagt er nicht so dahin!
Ich spüre eine so tiefe Trauer in ihm über irgend etwas,
das er getan oder gesagt hat:
Es tut ihm so leid!

Ich versuche, die Ursache seiner Reue zu bekommen.
Aber er winkt ab, er will´s nicht sagen, nicht zeigen,
er winkt immer nur ab.

U: Magst du es mir nicht sagen?

I: Soll ich mich vor einer Fremden so entblößen?
Ist es das?
Verlangst du das?
Dann gehe ich!

U: Nein, das musst du nicht tun!
Ich spüre, wie sehr du dich schämst!
Lassen wir es dabei.

I: Wird sie mir je verzeihen?

U: Verzeihst du dir?

I: Wie konnte ich so blind sein?
Ich verstehe mich nicht!
Es war doch Liebe!

U: Was war Liebe?

I: Glaub mir, du musst mir das glauben:
Ich habe meine Familie geliebt!
Sie waren mein Herzblut!

U: Und Anna?

I: Ja, Anna: Hast du je so eine Frau gesehen?
Weißt du, was sie alles für unsere Liebe auf sich genommen hat?
Nein, das weißt du nicht!

Waren wir nicht wie Romeo und Julia?
Ich liebe sie so sehr, so sehr!
Und ich verstehe nicht, was ich getan habe!
Muss ich ewig bereuen?

Ich konnte es nicht mehr sagen,
ich hatte mich so verwickelt in allem.
Ich konnte es nicht mehr sagen!
Wie lange muss ich bereuen?

U: Ikbal, du warst Mensch!
Menschen machen dumme Dinge, schlimme Dinge!
Du musst nicht ewig bereuen!
Aber vielleicht kannst du daraus lernen?

Er schweigt lange, er geht in meiner Praxis auf und ab.
Dabei hält er eine Hand auf den Rücken.
In der anderen hält er eine Zigarette,
an der er in kurzen Abständen zieht.
Um sie dann in einer eigenartig
„tupfenden“ Bewegung auszudrücken.

Zum Schluss schnaubt er den Rauch durch die Nase und sagt: Vertrauen!
Vertrauen haben…

U: Deine Frau hätte Vertrauen haben sollen?

I: Nein, nein, nein…
Du verstehst mich nicht!
ICH!
Ich hätte Vertrauen haben sollen!
Ich hätte es ansprechen müssen!

U: Ist es das, was du daraus lernst?

I: Ich bin mir nicht sicher. Glaubst du, so kann sie es sehen?

U: Ich glaube schon…

I: Er zeigt mir einen Schreibtisch.
Darauf liegen Quittungen, Bons, Belege:
Ein ziemliches Durcheinander!
Das wischt er alles mit einer Handbewegung vom Tisch.

I: Es war so schwer: immer kämpfen!
Es war so schwer!
Verstehst du das?

U: Ja, das verstehe ich!
Ich bin sicher, deine Familie versteht es auch.

I: Sie! Bitte, bitte: Sie muss es verstehen, bitte!

U: Ikbal, ich weiß nicht, was ich sagen soll.
Du zeigst mir ja nicht, worum es geht!

I: Das geht dich nichts an!
SIE weiß es!
Es geht dich nichts an, hörst du?
Du darfst nicht fragen!

U: Okay, ich frag nicht weiter, versprochen.
Statt einer Antwort stellt er mir ein Fläschchen
mit einer klaren und gelben Flüssigkeit hin.

Er schraubt es auf und es duftet sehr, sehr schön:
Ein zitrus-artiger Duft…

I: Hier: Das musst du dir so hinter die Ohren tun,
das tut gut, das belebt!!

U: Danke!
Das hatte ich völlig vergessen.
(Erklärung: im Sommer 1973 habe ich einmal an einem Nachbarschaftsfest teilgenommen.
Damals waren auch türkische Nachbarn dabei.
Und einer dieser Nachbarn schenkte
mir eine Art Parfüm aus der Türkei.

Ich hatte das längst vergessen!
Aber Ikbal hat diese Erinnerung
anscheinend in mir wieder gefunden
und möchte mir jetzt eine Freundlichkeit erweisen.)

U: Danke, das ist wirklich sehr freundlich von dir!

I: Man sagt Dinge mit aller Bestimmtheit,
bis man sie selber glaubt!
Ach, ich, soll das alles sein nach all den Jahren?

U: Ich glaube nicht.
Ich bin sicher, dass deine Familie dich lieb hat.
Sonst hätte Anna mich doch nicht gesucht.
Verstehst du?

I: Sie hat das mit sich ausgemacht und sich gut überlegt!
Ich wollte es.
Sag ihr, dass ich es wollte!

U: Dass sie zu mir kommt?

I: Ja, man soll die alten Bilder nicht zerreißen.
Es ist nicht gut!

Mit den Jahren schaut man sie sich anders an…
Alles ändert sich und man versteht mehr, wenn man älter wird.
Hast du ein Auto?

U: Äh, ja. Aber ich fahre es nicht…

I: Siehst du, das meine ich.
Du bedauerst, dass du nicht Auto fahren kannst.
Aber wenn ich im Auto gesessen hätte:
Das wäre ganz schrecklich geworden!

U: Du meinst bei deinem Zusammenbruch?

I: Das wäre doch schrecklich geworden: Ich hätte Andere verletzt!
Verstehst du?

U: Ja.

I: Ich meine es so:
Du DENKST, dass du Unglück hast1
Aber du hast Glück!
Kannst du dir vorstellen, wie ich darunter gelitten hätte:
Andere schwer verletzt zu haben?

U: Bei deinem Tod?

I: Ja!

U: Das wäre bestimmt eine schwere Last deiner Seele.
Ja, jetzt verstehe ich, was du meinst.

I: Ja, man denkt, man hat kein Glück!
Aber es ist nicht wahr.

Ich habe zwei Heimaten gehabt
und zwei Kulturen
und zwei Wirklichkeiten!

Das ist sehr schwer, es dir zu erklären!
Du hast nicht das Richtige im Kopf…

U: Aber ich bekomme dein Gefühl…
Fühle ich das richtig?
Am Anfang, als du jung warst, da war es eine Zerrissenheit.
Und später waren es eben zwei Welten:
Und du bist zwischen Beiden gependelt!

I. lacht: Ein Pendler, ja!
Ich war ein Pendler!
Und ich habe nicht mehr versucht:
Beide Seiten zu leben und sie zu verbinden.
Ich habe versucht, immer ganz in der zu sein,
in der ich gerade gefordert wurde.

Aber so was geht nicht:
Ohne dass man anfängt, zu verschweigen!
Auf keiner Seite geht das!
Und dann wirst du zum Heuchler!
Ob du das willst oder nicht…

Das war nicht gut, das war kein gutes Leben so!
Nie wieder will ich es so!

Es war, weil ich keiner Seite vertraut habe: Mein Fehler!
Mein Fehler: kein Vertrauen in die Großherzigkeit Anderer!

U: Ja, ich weiß zwar nicht, was du konkret meinst!
Aber ich fühle es.
Und es muss sehr, sehr schwer für dich gewesen sein.

I: Ich wollte immer der Mann sein:
Der seiner Familie alles gibt, was sie braucht!
Ich wollte, dass sie stolz auf mich sind!

U: Ich denke, das sind sie!

I: Wie soll ich das glauben?

U: Ich werde noch mit Anna reden
und vielleicht hörst du dann einfach zu.
Du darfst dabei sein, wenn du magst…

I: Ja!
Er stellt sich ans Fenster
und schaut hinaus zu meinem kleinen Teich
und den Bäumen dahinter.

Eigentlich scheint die Sonne, aber er verändert diese Ansicht!
Die Bäume werden kahl!
Erst regnet es und dann fällt Schnee.
So viel Schnee in dichten und schweren Flocken.

Und er seufzt, während er sich wieder eine Zigarette ansteckt.

I: Kennst du die Küste?

U: Nordsee!

I: (Lacht und wirft dabei seinen Kopf in den Nacken).
Nein, DIE meine ich nicht:
Die meine ich nicht!

Das Land der Sehnsucht?
Kennst du das?
Ein Land, nach dem man sich sehnt?

U: Ja!

I: Wir waren glücklich!
Wir waren einmal so glücklich!
Ob sie sich erinnern mag?
Es wäre so schön, wenn sie sich erinnern würde…
Werden meine Kinder mit Stolz auf ihren Vater schauen?

U: Ich weiß es nicht, ich kenne deine Kinder nicht.

I: Sag ihnen: Ich liebe sie!
Ich liebe sie!
Sag ihnen, ich bitte sie, mich nicht in der Kälte zu suchen…
Ich bin nicht in der Kälte, ich bin in der Wärme ihrer Herzen…
Sagst du ihnen das?
Kannst du ausdrücken, was ich meine?

U: Ich versuche es.
Während der letzten Worte hat er mir sehr viele Gefühle übertragen
und ich werde versuchen, sie wiederzugeben.

Zu dieser hellen und sonnigen Küste, die er mir versucht, zu zeigen.
(Ich bekomme allerdings nur
diffuse Bilder einer hügeligen Meeres-Landschaft.
Das Meer ist hell und nicht tief dort und es duftet nach Kräutern
und die Sonne scheint.)

Da verbindet ihn ein Gefühl großer Liebe
und Lebensfreude und einer ruhigen Heiterkeit!

Auf die Kinder bezogen spüre ich!
Dass er versucht haben muss:
Auch entgegen seinen eigentlichen Gefühlen
Strenge an den Tag zu legen!
Dass er aber diese Strenge nie IN SICH gefühlt hat.

Sondern die Gefühle, die er für sie hat:
Die sind der dieser hellen, warmen Sonne gleichzusetzen!
Und er hat eine sehr, sehr große Sehnsucht nach seinen Kindern.

I: Sie sind alle anders, jedes Kind ist anders!
Aber ich liebe sie alle gleich!

Du müsstest sie sehen!
Wie schön sie sind und wie klug und wie stark!
Du müsstest sie sehen!
Dann wüsstest du, was ich meine…
Ich habe groß(-artige?) Kinder!

(Ich weiß nicht, ob sich hier seine Freude darauf bezieht,
dass sie körperlich groß sind oder auf ihre innere Großartigkeit.
Vielleicht meint er Beides?)

U: Ikbal, darf ich jetzt bitte kurz beschreiben,
wie ich deine Persönlichkeit empfinde?

I: Das kannst du, ich habe nichts mehr zu verbergen
(er sagt das lächelnd).

Ich weiß nicht, wie er das macht.
Aber er ist jemand, der ganz einfach sympathisch wirkt.
Einer, der durch die Art, wie er einen anschaut,
einem einfach das Herz öffnet.

Ich glaube, er muss einmal eine sehr schöne,
sehr angenehme Stimme gehabt haben,
mit der er wie ein Meister umgehen konnte.

Er ist freundlich zu mir!
Selbst dann, wenn er über Schweres spricht.
Nicht eine Sekunde lang fühle ich mich
von ihm bedrängt oder ausgenutzt.

Sondern es ist einfach schön:
Seine Anwesenheit zu spüren.
Und selbst in den Abschnitten,
in denen er selbst sehr traurig ist:
Da habe ich nie das Gefühl, dass man ihn verurteilen sollte.
Sondern er kann so herzerweichend schauen,
dass ich sofort Mitgefühl mit seiner inneren Zerrissenheit bekomme.

Ich vermute, dass er wohl zu Lebzeiten sehr charmant sein konnte!
Aber ich bekomme auch andere Facetten seiner Persönlichkeit.

In ihn einzudringen, wenn ER es nicht will:
Das ist mir einfach unmöglich.
Dann ist er hart, verschlossen und sein Blick verändert sich völlig.
Der Glanz der Augen ist weg!

Und diese Wandlung ist schon ein bisschen erschreckend,
zumindest irritierend!

Aber ich denke: Im Allgemeinen war er sehr geschickt
im Umgang mit anderen Menschen.
Sehr sensitiv für deren Anforderungen und auch deren Gefühle.
Und ich glaube schon, dass er sich das zu Nutze machen konnte.

Meiner Ansicht nach hatte er
mit seinen Wertvorstellungen zu kämpfen!
Denn es gab in ihm anscheinend Zwei!

Die in unterschiedlicher Richtung gingen
und damit hat er sich anscheinend nicht leicht getan.

Ich habe die ganze Zeit über das Gefühl,
dass er versucht, sich und seine Emotionen zu kontrollieren!
Nicht, dass er WIRKLICH aggressiv wäre.

Aber ich habe den Eindruck:
Dass er sehr darum bemüht ist, es NICHT zu werden!

Und dass er viel Kraft in diese Selbstkontrolle steckt!

So, wie er hier bei mir ist:
Da ist er eine Persönlichkeit, die etwas Mitreißendes
und Zupackendes hat!
Einer, der „macht“, handelt und aktiv ist!

Ich denke, das war ein sehr wichtiger Wesenszug von ihm!

Aber in diesem Zusammenhang spüre ich auch Trauer.
Kann es sein, dass er gegen Ende seines Lebens
in diesem „Macher-sein“ eingeschränkt war
und dass ihn das wirklich „runter gezogen“ hat?

Ich bekomme ein Wort,
dessen Bedeutung und Zusammenhang mir nicht klar ist:
Entmachtung!
Vielleicht könnt ihr damit etwas anfangen.

Ich glaube, er legte großen Wert darauf:
Auf sich und seine Leistung stolz sein zu können!

Und es ist ein wirklich sehr, sehr großer Schmerz in ihm!
Dass sein Andenken überschattet ist von etwas:
Auf das er ganz und gar nicht stolz ist!

Ich empfinde ihn als sehr empfänglich für Stimulies:
Sei es Musik oder Gerüche…
Immer habe ich den Eindruck!
Dass er es einfach harmonisch braucht
und ihm alles Grobe, Laute, Heftige eher abstößt…

Alles, was er mir hier gibt:
Das gibt er sanft,
so dass ich selbst nicht zu sehr in Mitleidenschaft gezogen werde!
Wofür ich dankbar bin.

Andererseits macht es das Eine oder Andere auch unklar:
Seine Grenzen sind ziemlich fließend!

Mir fällt auf:
Dass er wirklich während des ganzen Readings versucht,
„korrekt“ aufzutreten!
Er kommt keinesfalls im desolaten Zustand
wie so viele andere Verstorbene.

Er trägt eine klassische Hose, einen Pullover und ein Hemd
ähnlich wie auf dem Foto.

Aber das Hemd ist hell, er zieht den Pullover immer runter.
(Hat ihn ein Bäuchlein geärgert?)
Jedenfalls versucht er, „Gut“ auszuschauen.

Er zeigt mir ein Bild, da steht er vor einem Spiegel
und er bürstet sich die Schultern ab.
Erst dann zieht er sich eine Winterjacke an
(dunkel, ich kann das Material nicht erkennen).

Ein anderes Bild taucht auf:
Er zeigt mir weiße Zähne, die mit Zahnseide geputzt werden.

Meinem Empfinden nach war er eine großherzige Person:
Einer, der gerne Geschenke machte und Andere beglückte.

Vielleicht ist darum zu verstehen, warum es ihn so sehr betrübt:
Dies nicht als Letztes, was er euch geben konnte, zu tun!
Sondern euch so enttäuscht und geschockt zurückzulassen.

Ich denke, er hatte durchaus einen gewissen Hang zu dem,
was schön und gut ist.
Eine gewisse Begeisterungsfähigkeit für das,
was man im weitesten Sinn als Statussymbol bezeichnen kann!

Aber hier kommt ein Einwand von ihm: 
IHR!
Seine Familie wäre sein Statussymbol!
Ja, er ist wirklich sehr, sehr stolz auf euch!

Daran hat der Tod nicht nur nichts geändert.
Sondern er meint: Er sei stolzer als je zu vor auf euch!
Das bezieht sich ganz besonders auf die Kinder
und deren Leistung und Ausdauer:
Das freut ihn zu sehen, wie sie ihr Bestes geben.

Er sagt: Dass besonders das jüngste Kind ihn sehr vermisst
und möchte, dass es weiß:
Dass er immer, immer da ist!

Und dass er weiß, was in diesem Kind steckt!
Es muss aber auch selbst daran glauben!

Und er ist so sehr stolz auf dich!
Wie du die Situation gemeistert hast
und wie du die Familie zusammen hältst ganz in seinem Sinn.
Und wie unendlich dankbar er ist:
Für diese Frau!

Er bittet mich, dem mittleren Sohn zu sagen!
Dass es nicht stimmt, dass er ihm nicht so wichtig war!
Dass er im Gegenteil sehr, sehr viel von ihm hält!
Und immer gehalten hat!

Dass er bitte niemals meinen soll:
Dass er nur am Rande seiner Aufmerksamkeit gewesen wäre.
Du möchtest diesem Sohn sagen:
„In meinem Herzen ist er ein strahlender Stern!“

Und er bittet:
Dass du dem ältesten Kind die Last der Verantwortung erleichterst!
Niemand kann einen anderen Menschen ersetzen
und das will er auch gar nicht.

Jeder Mensch hat ein Recht darauf, so zu sein, wie er ist!
Und das zu tun, was ihm wichtig ist!
Er bittet dich, das weiterzugeben
und auch selbst darüber nachzudenken.

Er bittet mich, dich daran zu erinnern!
Dass ihr euch in Kinderfragen immer abgesprochen habt
und dass er das auch jetzt gerne mit dir tun möchte.

Und er sagt: Du bekommst von ihm schon die Ideen!
Du weißt nur nicht, dass es seine sind!

Er sagt: Er hört dir zu!
Und er weiß, dass du dir immer zu leicht Sorgen machst.

„Hab Vertrauen“, sagt er.
„Hab Vertrauen in die Kinder, sie sind groß.“

Gibt es Enkel?
Er freut sich so über ein „Kleines“!
Aber ich bin sicher, dass es nicht euer „Kleines“ ist!


Es fühlt sich wie ein Baby an
und er platzt geradezu vor Stolz und Freude!

U: Danke, dass du mir alles das gesagt,
gezeigt hast und auch fühlen ließest.
Darf ich dich jetzt bitten,
die Fragen von Anna zu beantworten?

I: So gerne!!!

U: Anna fragt: Ihr hattet beide das Gefühl,
in diesem Leben miteinander verabredet zu sein.
Stimmt das?

I: Kann man solche Kinder haben, wenn das nicht so ist?
Ja, das sind wir: verabredet!
Aber nicht nur unseretwegen, auch wegen der Familien.

Siehst du denn nicht? Alle haben aus unserer Liebe gelernt! 
Alle wissen, dass es Liebe gibt!

Meinst du: Du könntest es schaffen,
dass sie jetzt auch noch lernen können,
dass Liebe größer ist als Enttäuschung?

Du musst verstehen:
Unsere Geschichte hört mit uns nicht auf, sie geht weiter!
Von einer Generation zur Nächsten!
Und es ist die Geschichte einer Liebe, die über alle Grenzen geht.
Ich habe die letzte Grenze geschaffen
und das tut mir so sehr leid!
So sehr, so sehr!
Meinst du, dass du diese Grenze überschreiten kannst?

Glaub mir:
Niemals! habe ich eine andere Frau so sehr geliebt wie dich.
Du bist und bleibst meine Königin!
Du hast mir so viel Gutes gegeben, so viel!
Du hast mich erst zu einem echten Mann gemacht!
Wie dankbar bin ich dir!

Was ich am meisten bereue, das ist:
Dass ich selbst zerstört habe, was ich aufgebaut habe!

Ich wollte, dass du begreifst, dass du eine wunderbare Frau bist…
Was habe ich da nur getan?!

Aber der Fehler liegt NICHT bei dir!
NIEMALS!

Nur bei mir!
Ich wünschte, ich könnte es ungeschehen machen…

U: Weißt du, was der Sinn eurer Verabredung war?

I: Es gibt nicht nur einen Sinn!
Für einander da zu sein, zu lernen, wie kostbar Liebe ist!
Das war der Sinn!

Und ich leide darunter:
Dass ich es selbst durch mein Handeln so zerstört habe
und ich wünsche mir nichts sehnlicher als dein Verzeihen!

Aber unsere Liebe hat auch einen tiefen Sinn für alle Anderen.
Denk doch nur:
Ohne unsere Liebe gäbe es diese Kinder nicht!
Unsere Liebe lebt in ihnen und in ihren Kindern
und in deren Kindern…
Es hört niemals mehr auf!

Die schlimmste Grenze unserer Liebe sind meine Lügen!
Bitte, bitte: Kannst du versuchen?
Diese Grenze auch zu überschreiten?
Bitte!

Ich knie vor dir, ich liebe dich doch so sehr, so sehr!

U: Durch die Lügen, mit denen du gegangen bist,
hat sich die Sichtweise eurer Ehe für Anna sehr gewandelt.
Was hat Anna dir bedeutet?

I: Sie war mein Leben!
(Er weint sehr!
Ich muss an dieser Stelle unterbrechen,
weil ich so viele Tränen bekomme!)

U: Können wir weiter machen?

I: Ja…

U: Hat Anna richtig empfunden:
Dass du noch eine ganze Weile bei ihnen warst,
um Abschied zu nehmen?

I: Ich war da, ja: Weil ich mich so geschämt habe.
Ich war so traurig!

U: Du warst im Belt?

I: Ich dachte:
Ich habe das Licht nicht verdient!
Ich hab den Schmerz gesehen
und die Bitterkeit und mich so geschämt!

U: Da konntest oder wolltest du nicht ins Licht gehen?

I: Ich wollte nicht!
Ich dachte: Wie kann ich glücklich sein wollen?
Wenn sie wegen mir so traurig sind!

U: Ich verstehe! Das war sicher schwer…

I: Und ich habe doch auch daraus gelernt!
Ich werde Vertrauen haben!
Nächstes Mal werden ich Vertrauen in die Großherzigkeit
meiner Liebsten haben.
Ganz bestimmt: Ich werde mir helfen lassen!

U: Wie geht es dir jetzt?
Was sind deine Aufgaben?

I: Ich studiere viel, es gibt sehr viel zu lernen
und das ist mir lieb so.
Ich will mich nicht durch Oberflächliches aufhalten lassen!
Ich will verstehen!

Ich wollte schon immer die Hintergründe verstehen! 
Hier habe ich die Möglichkeit.

U: Welche Hintergründe?

I: Was der Mensch ist!

U: Anna fragt: Ob du deinen drei Söhnen noch etwas
mit auf den Weg geben möchtest?

I: Das, was mir am Wichtigsten ist, habe ich gesagt.
Seid tapfere Männer, seid ehrliche Männer!

Wenn ein Mann zu dem, was er tut, nicht stehen kann!
Dann muss er es aufgeben!

Lasst euch nie auf Handlungen ein!
Zu denen ihr nicht vor aller Welt stehen könnt!
Und wenn ihr noch so sehr versucht werdet!

Ich habe versucht, euch ein guter Vater zu sein.
Aber ich bin nur ein Mensch gewesen:
Nur ein Mensch!
Ich habe hohe Maßstäbe vorgegeben
und ich bin selbst daran gescheitert!

Nehmt keine hohen Maßstäbe für euch!
Es reicht einfach!
Seine Menschlichkeit zu begreifen!
Das reicht!

Nur bitte: Seid aufrichtig!
Aufrichtig zu euch und zu denen, die ihr liebt!
Mehr darf niemand verlangen, aber das dürft ihr verlangen.

Wisst ihr noch?
Ich habe es nicht akzeptiert, wenn ihr gelogen habt?
Wisst ihr es noch?
Und nun? Wie stehe ich vor euch?

Der Mensch ist ein Wesen
voller Angst und Sehnsucht und es ist schwer:
Mit dieser Last auf dem Herzen Aufrecht zu bleiben!

Nachsicht!
Nachsichtig zu sein, das ist eine männliche Tugend!
Ich wusste es nicht, bis ich es hier studierte!

U: Was möchtest du Anna noch mitgeben und sagen?

Ich werde dich nie aufhören, zu lieben!
Auch dann nicht, wenn du mir nie verzeihen kannst.
Ich werde nie aufhören:
Dich für die größte Seele zu halten, die ich je kannte.

Weißt du noch?
Ich und du:
Wir sind EINS?

Weißt du noch?

Aber so wunderbar das Eins sein war:
Es gab eine Zeit, da dachte ich, ich ersticke daran.
Was für ein Dummkopf ich war!

Es gab eine Zeit, da dachte ich,
ich würde die „Ehre“, ein Mann zu sein, vermissen!
Was für eine dumme, sehr dumme Einstellung!

Ich hatte doch die Ehre, dein Mann zu sein!
Und ich habe gar nicht gesehen,
dass du dich als meine Frau IMMER geehrt gefühlt hast!
Ganz egal, wie viel ich dir „bieten“ konnte!

Ach, wie dumm, wie dumm ich war!
Bitte verzeih mir!

Du fragst dich: Ob du mich hättest retten können,
wenn du früh genug einen Arzt gerufen hättest?
Nein!
Ich hatte eine Blutung im Gehirn,
das fing schon drei Tage vorher an!
Nur ganz leicht…

Aber du musst verstehen:
Es war einfach der Zeitpunkt da, es war einfach vorbei!
Es ist gut, dass sie mich nicht wieder zurück holen konnten!

Das, was geblieben wäre: Das wäre nicht ich gewesen!
Verstehst du?
Mach Frieden damit bitte!

Eines musst du wissen: Es lag nicht an dir!

Es lag nicht daran, dass ich dich nicht geliebt habe!

Es lag daran, dass ich mich nicht geliebt habe!
Dass ich mich nicht verstanden habe.
Das ist erbärmlich?
Ja!

U: Okay, wir müssen abschließen.
Ich hoffe, dass dir und deinen Lieben dieses Reading gut tut.

I: Meine Frau muss über ihren Selbstwert nachdenken!
Da gibt es noch so viel zu tun.

Aber ich bin nicht der Richtige!
Ich bin der, der ihren Selbstwert so sehr verletzt hat!

Aber ich wünsche es:
Ich wünsche, dass sie ihren Selbstwert findet!
Dass sie versteht, wer sie wirklich ist!

Sie ist ein Engel, verstehst du?
Ein Engel!

U: Okay, ich danke dir für alles, leb wohl!

I: Auf Wiedersehen.